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Neuer Glaube – Gesellschaft im Wandel

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Der Lehrer liest aus einem Buch vor.

Christliche Unterweisung und das Schulwesen
Mit dem Christentum und der Verbreitung der Kirche im Land vollzog sich in der isländischen Gesellschaft, wie auch in anderen Ländern des Nordens, ein Wandel, der nicht mehr rückgängig zu machen war. Der neuen Religion folgte das Herrschaftssystem der Kirche unter der Führung ausländischer Erzbischöfe und des Papstes in Rom. Darüber hinaus entfaltete sich eine neue Ideenwelt und neues Wissen, darunter die Buchherstellung und der Schreibkunst. Schulen hatte es in den nordischen Ländern vor der Christianisierung nicht gegeben. Jegliches Wissen wurde mündlich weitergegeben und Männer wie Frauen partizipierten an dieser Art der Bildung. Mit der Christianisierung kam die Notwendigkeit der Buchgelehrsamkeit, was die Ausbildung in Schulen zur folge hatte – wenn auch auf eine andere Art als wir sie heute kennen. Bezugsrahmen des Lehrinhalts bildeten die Bedürfnisse und Forderungen der Kirche. Unterrichtet wurde im Lesen und Schreiben,schließlich auch in der Buchherstellung. So lernten die isländischen Männer den Inhalt der Bibel, auf den der christliche Glaube sich gründet, und trugen deren Botschaft an ihre Landsmänner weiter.Nach Bedarf fertigte man Mess- und Lehrbücher an.

Machthaber unter neuen Voraussetzungen
Die schriftliche Lehre löste die mündliche nicht unbedingt ab, denn sie stand meist nur den wohlhabenden Menschen zur Verfügung und auch eher den Jungen als den Mädchen. Die Möglichkeit der Teilnahme am Unterricht beschränkte sich also auf relativ wenige. Auch weiterhin waren es die Erzählungen weiser Männer und Frauen, über die Wissen auch an Jüngere, die nicht aus Büchern lernen konnten, vermittelt wurde; denn das Zuhause war über Jahrhunderte der Ort, an dem die Kinder unterrichtet wurden. Fertigkeiten im Lesen und Schreiben gehörten nicht notwendigerweise zusammen und wahrscheinlich lernten die meisten eher zu lesen als zu schreiben. So hielten Bildung und kirchliche Schreibkultur auf Island Einzug und erreichten über das religiöse Leben hinaus viele Teile der Gesellschaft.

Auf Initiative der  Kirche bildete sich eine Schicht von Geistlichen auf Island heraus, die sich aus gebildeten Söhnen der Oberschicht zusammensetzte. Die Familien der Mächtigen auf Island, die dem Bericht Aris des Gelehrten über die Christianisierung zufolge als erste des neuen Glauben auf den Weg brachten, haben auch für die Etablierung der Kirche und der Buchkultur eine zentrale Rolle spielten. Diese Familien nahmen die Schreibkunst schon bald in ihre Dienste, wodurch es ihre Geschichten und ihre Standpunkte waren, die in die Texte Eingang fanden. Das deutlichste Beispiel sind die Geschlechter der Oddaverjar und Haukdælir, die die Bildung im Land wie auch die Macht der Kirche stärkten – und damit auch ihren eigenen Stand innerhalb der Gesellschaft.

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Drei Heilige und ein Bischof im Ornat aus der Teiknibók AM 637 a III fol.

Anfänge der Buchgelehrsamkeit in Island
Nach der Christianisierung bedurfte es zur Leitung des Gottesdienstes Geistlicher im Land. Künftige Priester, Diakoneund andere Kirchendiener erhielten zweifelsohne so bald als möglich eine Ausbildung. Vorläufig kümmerten sich allerdings Priester aus dem Ausland darum, den Glauben zu verbreiten, die Menschen mit der christlichen Tradition vertraut zu machen, Messen zu singen und das Priesteramt zu lehren. Ihr Unterricht war wahrscheinlich wenig formell und vermochte anfangs nur wenige Inhalte zu vermitteln, doch nach und nach entwickelte sich das Unterrichtswesen und nahm festere Formen an.

In den Städten Europas wurden Klosterschulen, Domschulen, Hofschulen und Privatschulen betrieben, während auf Island ein Schulwesen in einfacherer Form entstand. Das Lehnwort 'skóli' (Schule) ist in alten Texten zu finden, hatte jedoch eine breite Bedeutung und konnte für jegliche schulische Institution verwendet werden: Schulhaus, Unterricht oder Lehre. Man sagte, dass der Bischof oder Priester „Schule hielt“, wenn er Schüler privat unterrichtete. In solchen Fällen muss nicht unbedingt an ein besonderes Schulgebäude gedacht werden, von Gruppenunterricht oder einem festen Stundenplan. Vielmehr nutzte man, wasvorhanden und zweckmäßig war, sobald Zeit für den Unterricht zur Verfügung stand.

Quellen zum Schulwesen
Darstellungen des Bildungs- und Schulwesens sind selten in den Quellen des Mittelalters und finden sich am ehesten in Schriften, die sich mit der isländischen Geschichte und der Christianisierung befassen. So zum Beispiel in der Íslendingabók, der Kristnisaga und der Hungurvaka, vor allem aber  in den Geschichten der isländischen Bischöfe. Was den Quellenwert dieser Werke betrifft, müssen Entstehungszeit und Funktion berücksichtigt werden, da sie die in ihnen enthaltenen Beschreibungen beeinflusst haben könnten. In Bischofssagas aus dem frühen 13. Jahrhundert ist wird das Schulwesen beider Bischofssitze des Landes beschrieben. Ihre Schulen und der Lehrstoff sind immerhin zum Teil vergleichbar mit dem, was aus dem restlichen Europa überliefert ist. Aus erhaltenen Inventarslisten ist ersichtlich, dass verschiedene  lateinischeSchulbücher, die in Europa genutzt wurden um die klassischen Wissenschaften zu unterrichten, sich im Mittelalter auch in den Biblitheken der Klöster und Bischofssitze Islands befanden.

Das Schulwesen und die Praxis der christlichen Lehre ging Hand in Hand mit der Entwicklung der Kirche und des Christentums. Einige Überlieferungen über gelehrte Männer, die ihr Studium im Ausland absolviert haben, entstammen zum Beispiel dem ersten christlichen Jahrhundert. Mit der Zeit wuchsen die Lehr- und Bildungsinstitutionen im Land, die sich in Übereinstimmung mit der europäischen Lehrtradition um die Ausbildung kümmerten. „Höhere Bildung“, musste allerdings im Ausland erworben werden,ehe 1911 die Háskóla Íslands (Universität Islands) gegründet wurde.

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Zusammen mit der Museumspädagogin der Árnastofnun betrachten Schüler eine Kopie der Flateyjarbók. Im Mittelalter hatten Mädchen nicht die gleichen Bildungsmöglichkeiten wie Jungen.

Wanderpriester und Missonsbischöfe
Quellen berichten von ausländischen Missionsbischöfen oder Wanderpriestern, die sich im ersten Jahrzehnt nach der Christianisierung in Island aufhielten. Man meint, dass sich darunter zwei Engländer, zwei Sachsen, ein Ire und ein Norweger befanden. Über andere, wie zum Beispiel Ermländer (aus Polen), gibt es nur unsichere Quellen. Einige Missionsbischöfe hielten sich vorher in England auf oder waren in Norwegen oder Schweden missionarisch tätig. Es wurde als Ziel angesehen, die enge Verbindung der Länder der westnordischen Kulturlandschaft und deren Bedeutung bei der Christianisierung des Nordens aufrechtzuerhalten.

Zwei Missionsbischöfe, der Engländer Hróðólfur und der Flame Bjarnharður, hielten sich der Überlieferung nach jeweils etwa 20 Jahre lang in Island auf. Sie hatten zweifelsohne Anteil an der Ausbildung von Priestern in den Grundlagen der Buchgelehrsamkeit und im Schreiben, ob sie nun für das Schulwesen oder das Klosterleben verantwortlich waren, wie es eventuell bei Hróðólfur der Fall war.

Der christliche Glaube wurde der Bevölkerung besonders durch das Praktizieren verkündet, so dass viel Wert auf den Gottesdienst, den Messgesang und das Lesen auf Lateingelegt wurde. Nur die Predigten und Erzählungen von Heiligen wurden in der Muttersprache abgehalten, sodass die Botschaft auch verstanden werden konnte. Die Kirchenleitung und die gelehrte theologische Bildung wurden zunächst wahrscheinlich vernachlässigt. Dies gehörte auch kaum zur Aufgabe der Missionsbischöfe. Ihre Aufgabe lag in erster Linie in der Bildung des Volkes und in der Unterrichtung zukünftiger Geistlicher in Inhalt und Ausübung des christlichen Glaubens.

Ausbildung der allgemeinen Bevölkerung
Wissen über das Christentum wurde im Mittelalter durch die Teilnahme des Volkes an Gottesdiensten und dem Gebet in der Kirche übermittelt. Die Belehrung fand zu Hause und bei Messen oder anderen regelmäßigen Zeremonien statt, und die fähiger Beaufsichtigung, zum Beispiel bei Firmungund Beichte. Im Abschnitt zu den christlichen Gesetzen in der Grágás ist das Wissen festgelegt, das bei Erwachsenen vorausgesetzt wurde. Alle, 'bei denen es der Verstand zulässt' (‘er hyggindi höfðu til’), sollten das Vater Unser (Pater noster) und das Glaubensbekenntnis (Credo in deum) können und ihre Kinder der 'kürzeren Taufe' (Erstkommunion) unterziehen, spätestens mit zwölf Jahren. Das Auswendiglernen eignete sich dafür gut und so war es auch nicht nötig lesen zu können. Mit dem Christenrecht des Bischofs Árni Þorlákssons, das 1275 angenommen wurde, wurde das Mariengebet (Ave Maria) zu den Fähigkeiten hinzugefügt, das  man zwischen seinem 7. und 12. Lebensjahr erlernt haben musste.

Lehrinhalte der Priester und anderer Geistlicher
Grammatik, Theologie und Gesang waren die wichtigsten Studienfächer werdender Priester, die sieben Weihestufen zu diesem Ziel ablegten. Sie mussten sich mit der Zeitrechnung auskennen, um ausrechnen und erklären zu können, wie sich die beweglichen Feiertage wie Ostern oder Pfingsten über das Kirchenjahr verteilen. Latein war Bestandteil der Grammatiklehre, zumal Grundlage weiterer Studien und Basis für das Lesen gelehrter Werke. Die Bibel wurde schon recht früh ins Lateinische übersetzt, die Sprache der römisch-katholischen Kirche, und sie lesen und deuten zu können, war Hauptgrundlage der Theologie. Das Priesteramt beinhaltete außerdem alle Sakramente und kirchlichen Pflichten, wie Messen und Gottesdienste, alle Weihen und andere Dienste der Kirchengemeinde, wie die Taufe, die Beichte, Hochzeiten und Beerdigungen. Man lernte nach einfachen Noten zu singen sowie die Davidpsalmen, die den zentralen Teil des Gesangs während des Gottesdienstes ausmachten. Deshalb sollten sie am besten auswendig gelernt werden.

Psalter, Bücher mit Davidpsalmen und anderen Psalmen, die zumeist auch Noten enthielten, waren übliche Lehrbücher für den Lese- und Schreibunterricht überall in Europa und vermutlich auch in Island. Verschiedene Schriftübungen, allerdings oft aus späteren Jahrhunderten, sind überall in isländischen Pergamenthandschriften zu finden, nicht zuletzt in Gesetzesbüchern, von denen viele aus dem Mittelalter erhalten sind.

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Innlend bókagerð
Þær bækur sem notaðar voru við helgihald í árdaga kristni í landinu hafa verið erlendar, a.m.k. á meðan landsmenn kunnu lítið til verka við bókagerð, og margar hafa eflaust borist til landsins með trúboðs- og farandprestum. Bjarnharður hinn bókvísi Vilráðarson, enskur trúboðsbiskup sem kom til Íslands um 1016 fyrir tilskipan Ólafs helga Haraldssonar Noregskonungs, hefur af viðurnefninu að dæma einmitt getað frætt landsmenn um lestur, skrift og jafnvel bókagerð.

Er tímar liðu öðluðust Íslendingar vald á bókagerð og tóku að skrifa upp eigin bækur. Í Hungurvöku, sögu Skálholtsbiskupa sem skráð var laust eftir 1200, er elsta frásögn um íslenska bókagerð í þágu kirkjunnar. Þar segir frá því að Klængur Þorsteinsson, biskup í Skálholti 1152-74, hafi látið rita tíðabækur, miklu betri en voru til áður. Elstu varðveittu handritabrot, sem eru tímasett um 1150, staðfesta að innlend bókagerð hafi verið hafin á þeim tíma. Reyndar er talið að Íslendingar hafi byrjað bókritun nokkuð fyrr, eða á öndverðri 11. öld, fyrst í stað á latínu, máli kirkjunnar, en á 12. öld voru textar ritaðir á móðurmáli, bæði þýddir og frumsamdir.

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