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Die Bedeutung von Manuskripten

Diese Kinder feierten die Rückkehr der Handschriften im April 1971. Ob sie sich wohl heute noch an diesen Tag erinnern können?

Material für umfangreiche Untersuchungen
Manuskripte sind schon allein deswegen wichtig, weil sie Zeugnis ablegen können vom Leben unserer Vorfahren. Sie sind eine Art Fenster, durch das man in die Vergangenheit blicken kann. Ein Text kann uns Informationen geben über den Wert, den der- oder diejenigen, die sich dazu entschlossen, ihn in ein Buch zu schreiben und aufzubewahren, ihm zumaßen, wie auch über diejenigen, die Schreibkenntnis und Material zur Buchherstellung besaßen. Die Erzählungen von der Besiedelung Islands, Gesetze, Wissenschaft, religiöse Texte, Stammbäume und Annalen, Dichtung und Geschichten wurden entweder aufgrund ihres wichtigen Inhaltes oder zu Unterhaltungszwecken in Büchern festgehalten.

Die Manuskripte können uns außerdem ein Bild von der mittelalterlichen Gesellschaft vermitteln. In den Gesetzesbüchern zeigen sich die Vorstellungen der Menschen darüber, was Recht und Unrecht ist. Sie geben Aufschluss darüber, was strafbar war und somit auch darüber, was erlaubt war. Schafdiebstahl war z.B. ein ernsthaftes Verbrechen, das, zumindest eine Zeit lang, mit Erhängen bestraft wurde. Dies beweist, dass Eigentumsrecht eine große Rolle spielte. Die Inhalte der Manuskripte zeigen somit auf, was der Gesellschaft oder einem Individuum innerhalb der Gesellschaft damals wichtig war und mit der Anzahl derer, die die Möglichkeit hatten, Bücher zu schreiben, wuchs auch die inhaltliche Vielfalt.

Bergthorasgade auf Amager in Kopenhagen.

Die Inhalte der Manuskripte sind als historische Quellen bei der Schreibung der isländischen Geschichte benutzt worden. Islendingabók und Landnámabók sind Quellen zur Besiedelung Islands, über die ersten Siedler und die Geschichte Islands in den ersten Jahrzehnten nach der Besiedelung. Texte, die von der Zeit berichten, in der sie niedergeschrieben wurden, d.h. manche Bischofssagas und die Sturlunga saga gelten als Quellen zum Bürgerkrieg, der um 1200 und bis zur zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf Island tobte.

Die Isländersagas sind über die Jahrhunderte hinweg sowohl zu Unterhaltungszwecken als auch zu Bildungszwecken gelesen und aus vielen verschiedenen Blickwinkeln untersucht worden: Literaturwissenschaftler, Philosophen, Islandisten, Kunsthistoriker, Juristen, Ärzte, Anthropologen, Linguisten, Historiker, Philologen, Ethnologen und Genealogen, um nur einige Forschungsgebiete zu nennen, haben in den Handschriften Material für ihre Forschung gefunden. Darin liegt unter anderem die Bedeutung der Manuskripte. Ihre Inhalte werden noch heute diskutiert. Die Themen sind zahlreich; sowohl die, die diskutiert worden sind, als auch die, die zurzeit diskutiert werden und die man in Zukunft noch diskutieren wird.

Die Leifsgade auf Amager in Kopenhagen.

Die Aufbewahrung der Handschriften, das Randgekritzel in ihnen, das Aussehen und die Zusammenstellung der Bücher erzählen jeweils eine eigene Geschichte; über das Handwerk und die Kunstfertigkeit im Mittelalter, über die Einstellung der Leute den Büchern gegenüber und über ihre Ansichten darüber, welche Inhalte in ein und dasselbe Buch gehörten. Deshalb ist es von Bedeutung, dass man alte Bücher als Quellen zur Vergangenheit heranziehen kann.

Die Bilder in den Manuskripten zeigen uns, wie sich die Menschen kleideten und welche Arbeiten sie zu der Zeit verrichteten, als die Manuskripte geschrieben wurden. Außerdem kann man die unterschiedliche Stile der Bilder und den jeweiligen Gebrauch von Farben untersuchen. Jedes Buch hat seine Merkmale und es ist erhellend diese zu untersuchen und mit anderen Büchern zu vergleichen, die beispielsweise einen ähnlichen Inhalt haben oder aus der gleichen Zeit stammen. Ein Manuskript ist ein bedeutendes Objekt, da jedes Buch das einzige seiner Art ist. Handwerk weist im Gegensatz zur Massenproduktion, wo viele Gegenstände sich genau gleichen, immer besondere Merkmale auf. Man kann mehrere Bücher mit derselben Pressform oder nach derselben Vorlage drucken, aber ein handgeschriebenes Buch gleicht niemals ganz einem anderen handgeschriebenen Buch.