| HOME | GESCHICHTE(N) | HANDSCHRIFTEN |
 
Home > Handschriften > Das Lesen von Handschriften > Schrift
 
Das Handwerk »
  Das Lesen von Handschriften »
  Schrift »
  Orthographie »
  Die Schreiber »
  Buchmalerei »
  Marginalbilder »
Erhalt und Wert der Manuskripte »

Druckversion

Schrift

Geschichte der Schrift

Es gibt viele verschiedene Schriftarten. Dieser Text ist zum Beispiel in Arial geschrieben aber man kann ihn in Times, Georgia, Courier oder Verdana ändern, um nur einige zu nennen. Im Laufe der Zeit sind viele verschiedene Schriftarten benutzt worden. In den ältesten isländischen Handschriften findet sich ein lateinischer Schrifttyp, der damals in Europa verbreitet war und der „Karolingische Minuskel” heißt.

Pergament war teuer und die karolingische Schrift brauchte viel Platz, so dass es nicht lange dauerte, bis sie einem anderen Schrifttyp weichen musste: der Textualis, bzw. Gotischen Minuskel. Diese war dichter, so dass folglich auf jedem Blatt mehr Zeichen Platz fanden als vorher. Die meisten isländischen Handschriften und handschriftlichen Fragmente, die auf die Zeit zwischen 1150 und 1250 datiert werden, sind in Frühgotischer Minuskel gehalten, einer Übergangsform zwischen Karolingischen Minuskeln und Gotischen Minuskeln. Um 1300 hatte sich die Textualis auf Island durchgesetzt. Sowohl die karolingische Schrift als auch die Textualis werden Buchstabe für Buchstabe geschrieben, was ziemlich lange dauert. Solche Schrifttypen werden auf Isländisch auch settletur oder settaskrift (Textura) genannt, weil jeder Buchstabe einzeln „gesetzt“ wird.

Vier Schrifttypen aus isländischen Manuskripten

Frühgotische Minuskel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



 

Die Produktion von Diplomen nahm um 1400 zu, wobei für diese eher eine sogenannte Kursive verwendet wurde. Bei kursiven Schrifttypen waren die Buchstaben stärker miteinander verbunden, weswegen sie schneller zu schreiben waren als die unverbundenen Schriften. Diese Schrift wurde später auch unter die Buchschriften aufgenommen und ähnelte dort bisweilen mehr den „Blockschriftarten“ als den kursiven Dokumentschriften. Die Isländer waren konservativ in Bezug auf ihre Schrift und benutzten jahrhundertelang eine Variante der gotischen Schrift, die sogenannte ältere Kursive. Mit dem Aufkommen des Papiers verbreitete sich die neuere Kursive jedoch immer mehr. Nachdem Papier und Druckkunst im 16. Jahrhundert auch nach Island gekommen waren, gab es aller Wahrscheinlichkeit nach weniger Bedarf für eine sorgfältige Schrift als vorher, denn es war billiger geworden, ein Buch noch einmal zu produzieren, als zu der Zeit, als alle Bücher noch auf Pergament geschrieben wurden.

Priester und Amtsleute, die nicht selten im Ausland ausgebildet worden waren und häufig Briefverkehr mit dortigen Entscheidungsträgern oder ihren Kollegen pflegten, übernahmen Neuerungen in der Schrift oftmals vor dem gemeinen Volk. Bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein wurden fast ausschließlich kirchliche Schriften und Gesetzesbücher auf Island gedruckt, doch andere Bücher, welche die Leute besitzen wollten, waren weiterhin handschriftlich. Das einfache Volk schrieb seine Bücher also selbst und diese Menge an Handschriften und Kopien aus den späteren Jahrhunderten ist ein besonderes Merkmal der isländischen Schriftkultur. Es konnte auch entscheidend sein, welcher Art der Inhalt war, der aufgeschrieben wurde, denn einige meinten, Textura sei den Sagas und Rimur angemessener als die Kursivschrift.

Ein bestimmter Typ von Kursive, die sog. Kurrentschrift bzw. fljótaskrift („schnelle Schrift”) auf Isländisch, gewann im 17. Jahrhundert an Verbreitung, war aber lange beeinflusst von der mittelalterlichen älteren Kursive. Im 18. Jahrhundert begannen immer mehr Leute, lesen und schreiben zu lernen, woraufhin die Vielfalt in den persönlichen Handschriften zunahm. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts legte man die Kursive ab und die humanistische Kursive, die eigentlich eine alte lateinische Kursive war, setzte sich durch. Vor kurzem gab es erneut einen Umbruch in der isländischen Schrifttradition, denn 1980 wurde die lateinische Schrift oder Formschrift übernommen, die heute in den Schulen auf Island unterrichtet wird.

Mit der Zeit veralteten Bücher wegen Änderungen des Schriftbildes oder der Orthographie, wie die folgende Randbemerkung aus einem Manuskript der Ólafs saga helga (Perg. 4to nr. 4) zu erkennen gibt:

Offensichtlich kann der Betreffende lesen und schreiben, allerdings nur die Schrift seiner eigenen Zeit und nicht die Schrift des Buches aus der Mitte des 14. Jahrhunderts.

Isländische Buchstaben
Die Isländer begegneten dem Latein in kirchlichen Büchern. Im Lateinischen wurden nicht dieselben Laute wie im Isländischen benutzt, weswegen dem lateinischen Alphabet einige Buchstaben hinzugefügt werden mussten, um alle Laute des Isländischen wiedergeben zu können. Die Isländer übernahmen þ (für das stimmlose „th”) und y aus der englischen Schrift, wobei þ ursprünglich die Rune þurs war oder þorn auf Englisch. Der Erste Grammatiker, der gegen Mitte des 12. Jahrhunderts lebte, erfand noch 4 Vokalzeichen für die isländischen Vokale, die es im Lateinischen nicht gab.

Im 13. Jahrhundert begann man für das stimmhafte „th” des Isländischen den Buchstaben ð zu verwenden, wie es auch heute noch der Fall ist; Vorbild waren die Norweger, die den Buchstaben aus der englischen Schift übernommen hatten. Der Gebrauch des ð ging bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts zurück und lange genügte d sowohl für den Laut d als auch für das „th”. Der Buchstabe ð wurde im 19. Jahrhundert wieder in Gebrauch genommen, wahrscheinlich durch den Einfluss alter Texte, die damals vermehrt gedruckt wurden.

Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna Smelltu til að sjá skýringuna
Die Kreise markieren gängige Abkürzungen in isländischen Handschriften. Für Erläuterungen auf die Kreise klicken. Abgebildet ist eine Seite aus der Konungsbók der Grágás GKS 1157 fol. aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. 

Hier klicken für den Text in neuisl. Orthographie und in Übersetzung >>

zu Hieroglyphen und Lautzeichen
zur “isländischen” Schrift