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Federn und Tinte
Federkiele
Stifte wurden früher aus Vogelfedern gefertigt. Diese Federkiele wurden auf Island von den Anfängen des Schreibens bis ins 19. Jahrhundert hinein verwendet, als Stahlfedern aufkamen. Für Federkiele wurden Federn von großen Vögeln benutzt, z.B. von Schwänen oder Gänsen, wobei die Federn des linken Flügels besser in der Hand lagen als die des rechten Flügels. Bei der Herstellung eines Federkiels wurde die Befiederung größtenteils vom Schaft abgeschnitten und das Mark herausgezogen. Dadurch entstand eine Art „Behälter“ in der Verlängerung der Feder, ähnlich den Minen in Stiften heutzutage. Wurde der Federkiel in ein Tintenfass getaucht, füllte sich der Behälter aufgrund des Kapillareffekts, der die Tinte in die Feder sog. Meist wurde versucht, mit einer Federfüllung eine Zeile einer Handschrift zu schreiben.
Bevor es ans Schreiben ging, wurde die Spitze der Feder in einer Pfanne mit heißem Sand gehärtet und zurechtgeschnitten. Die Schreiber mussten dann den Federkiel regelmäßig anschneiden, genauso wie man einen Bleistift anspitzen muss, denn die Spitze nutzte sich ab, wodurch die Schrift dicker wurde. Das Zuschneiden von Federkielen war Präzisionsarbeit, die man auf eine ganz bestimmte Art und Weise durchführen musste.
Hier klicken für eine Beschreibung des Zurechtschneidens von Federn aus dem Handbuch der Sammlung Árni Magnússons
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Rote Überschrift und dunkle Tinte in der Svalbarðsbók AM 343 fol. |
Tinte auf Pergament
Als Pergament der Hauptschreibstoff für Briefe und Bücher wurde, entwickelte man parallel dazu eine Tinte, die für das Schreiben auf Pergament geeignet war. Im Mittelalter war die sogennante Eisengallustinte in Europa am verbreitetsten. Diese wurde aus einer Mischung aus Eisensulfat und Gerbsäure (Gallussäure) hergestellt, die zumeist aus Galläpfeln gewonnen wurde – Galläpfel sind Knollen, die sich an Eichen um die Eier von Insekten bilden, die diese unter die Rinde der Bäume abgelegt haben. Sie sind sehr reich an Tannin, das einfach zu extrahieren ist, weswegen sie als besonders geeignet für die Herstellung von Eisengallustinte gelten. Auf Isländisch nennt man Galläpfel auch blekber, „Tintenbeeren”, was auf ihre Rolle bei der Herstellung von Tinte verweist.
Die Herstellung der Tinte scheint eine komplizierte Angelegenheit gewesen zu sein. Manchmal wurden die Buchstaben schwarz und glänzend, manchmal bräunlicher, was vermutlich vom Anteil des Eisensulfats in der Tinte abhing. Im Mittelalter wurde der Eisengallustinte zuweilen Rußtinte beigemischt, was sie dann im Schriftbild dunkel, dick und erhaben werden ließ. Ansonsten konnte die Tinte ein breites Spektrum an Farben haben, von grau bis braun oder grün bis schwarz.
Eisengallustinte enthält Substanzen, die dunkel werden, wenn sie mit Sauerstoff in Berührung kommen, weswegen sie geschrieben gewöhnlich dunkler aussieht als im Tintenfass. Die Partikel in der Tinte dringen in die Fasern des Pergamentblattes ein, so dass die Schrift lange hält und es schwieriger ist, sie auszuwischen. Unter bestimmten Bedingungen und innerhalb eines langen Zeitraums konnte es vorkommen, dass die Tinte zu weit in das Pergament eindrang und auf der anderen Seite wieder durchkam. Wenn die Tinte schlecht zubereitet war, konnte es passieren, dass sie sich durch das Pergament fraß, auch wenn sich dafür keine Beispiele in isländischen Handschriften finden. Andererseits war eine gelungene Tinte haltbar und verlief nicht auf dem Pergament.
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Zutaten zur Herstellung von Tinte. |
Die Herstellung von Tinte auf Island
Wahrscheinlich benutzten die Isländer, nachdem die Kunst des Schreibens das Land erreicht hatte, zuerst Tinte aus dem Ausland. Nach einiger Zeit entwickelten sie jedoch Tinte aus den Stoffen, die die isländische Natur zu bieten hatte. Wie zuvor erwähnt, gibt es keine mittelalterlichen Beschreibungen der Herstellung von Tinte auf Island, in Quellen aus dem 17. Jahrhundert jedoch wird von einer Technik der Tintenherstellung berichtet, die angeblich alt ist.
Zur Zubereitung von Tinte benutzte man Echte Bärentraube (auch Immergrüne Bärentraube genannt), die in einem eisernen Topf mit entlaubten Zweigen gekocht wurde, sicherlich um eine Art Gerbsäure oder Bindemittel zu erhalten. Anschließend wurde die Bärentraubenlösung der Tinte zugefügt, um sie dunkler zu machen. Sogenannte Schwärze (isl. sorta) ist dunkler Moorschlamm, der zum Färben von Kleidung benutzt wurde. Man geht davon aus, dass Eisensulfat für die dunkle Farbe verantwortlich ist. Wenn man Tinte auf einen Fingernagel träufelte und sich diese dort hielt, waren ihre Oberflächeneigenschaften so, wie man sie sich wünschte. Die Tinte floss dann nicht von der Schreibfläche, sondern zog tief genug in das Pergament ein.
In mittelalterlichen isländischen Manuskripten, besonders von um 1400 und später, unterscheidet sich die Tinte ein wenig von der, die andernorts in Europa benutzt wurde. Die Buchstaben waren oft schwarz und glänzend, fast reliefartig, weswegen man sie heute immer noch gut lesen kann, auch wenn schon einige hundert Jahre seit ihrer Niederschrift vergangen sind. Möglicherweise wurde der Tinte zuweilen eine Art Harz zugefügt, um sie zum Glänzen zu bringen. Rote Überschriften in den Manuskripten wurden mit Farbstoffen geschrieben. Kalbsblut wurde hingegen nie zum Schreiben verwendet, auch wenn das manchmal behauptet wird.
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Handbuch der Sammlung Árni Magnússons
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