Das Handwerk
Pergamentmacher mit einem halbmondförmigen Messer. Bild in einem Handschrift aus Nürnberg Amb. 317. 2° 34r.. |
Die Herstellung von Büchern im Mittelalter
Als man auf Island mit dem Schreiben begann, wurden Bücher aus Pergament hergestellt. Tierhäute waren über die Jahrhunderte hinweg auf verschiedene Art und Weise genutzt worden, z.B. beim Fischfang, für Pferdegeschirr, Schuhe oder Kleidung. Vor 4500 Jahren aber wurde eine Methode erfunden, Tierhaut so zu verarbeiten, dass aus ihr ein praktisches Material wurde, auf dem sich gut schreiben ließ . Derartig verarbeitete Tierhaut, für die man z.B. die Haut von Schafen, Ziegen und Kälbern verwenden kann, nennt man Pergament.
Pergament unterscheidet sich von Leder dadurch, dass die Haut nach der Enthaarung nicht gegerbt sondern in einen Rahmen gespannt und dann getrocknet wird. Das Spannen bewirkt bestimmte Veränderungen in der Haut und macht sie lange haltbar, wenn sie unter den richtigen Bedingungen, weder zu trocken noch zu feucht, aufbewahrt wird.
Pergament war ein teures Material und komplizierter in der Herstellung als Papyrus, aber da es wesentlich haltbarer war, verbreitete es sich rasch. Pergament gelangte mit der Christianisierung in den Nordwestteil Europas und war das im Mittelalter am häufigsten für Bücher verwendete Material. Vom 14. Jahrhundert an breitete sich die Nutzung von Papier in Europa aus, nicht zuletzt als Folge des Buchdrucks. Auf Island löste Papier erst im 16. Jahrhundert Pergament in der Buchproduktion ab.
Bücher und Pergament
Zu Anfang wurde Pergament in viereckige Streifen geschnitten, die anschließend zusammengenäht und in Rollen aufgewickelt wurden, genauso wie es auch mit Papyrus gemacht wurde. Einige Jahrhunderte nach Christi Geburt kamen dann Bücher auf: Anstatt einzelne Streifen zusammenzunähen, wurden zurechtgeschnittene Blätter zusammengelegt und zu Lagen und später Büchern gebunden. Beim Suchen einer bestimmten Textstelle erwies sich das Blättern in einem Buch als viel praktischer als das Aufwickeln von Rollen, weswegen das Buchformat sich schließlich durchsetzte.
Die Herstellung von Büchern war im Mittelalter eine langwierige Arbeit, die aus vielen Einzelschritten bestand. Als erstes galt es, sich Tierhaut zu beschaffen und diese zu verarbeiten, die Schreibfläche vorzubereiten, die Tinte zu kochen und die Schreibfedern zurecht zu schneiden. Dann konnte mit dem Schreiben begonnen werden. Wenn der Text fertig geschrieben war, wurden Farben angemischt und für Kapitelüberschriften und manchmal für Illuminationen verwendet. Zum Schluss wurde das Buch gebunden und dann endlich war es fertig.
Wahrscheinlich bildete sich mit der Zeit, zumindest auf dem Kontinent, eine gewisse Arbeitsteilung bzw. Spezialisierung hinsichtlich der Pergamentherstellung und der Buchproduktion heraus. Die Tierhaut wurde erst bearbeitet, am gleichen Ort in einen Holzrahmen gespannt und getrocknet und dann dorthin geschickt, wo an der eigentlichen Herstellung des Buches gearbeitet wurde, z.B. in Klöstern oder bei Berufsschreibern.
Lesen, Schreiben und die Herstellung von Büchern kamen im Zuge der Christianisierung aus anderen Ländern nach Island. Ein solches Handwerk muss oft an die jeweiligen Umstände vor Ort angepasst werden, besonders auf einer so entlegenen Insel wie Island. Das gilt nicht zuletzt für das Buchhandwerk, denn die Isländer passten die Arbeitsmethoden bei der Buchherstellung den örtlichen Gegebenheiten an, sowohl was die Verarbeitung des Pergaments als auch was die Herstellung von Tinte und Farben angeht.
© LogS