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1000 – 1100

  • 1000 - Das Allthing beschließt die Annahme des Christentums, d.h. des katholischen Glaubens, wahrscheinlich im Jahr 999
    • Anfang der Buchproduktion auf Island
    • Keine Handschriften aus dieser Zeit überliefert
  • 1097 - Einführung des Kirchenzehnts, wahrscheinlich in schriftlicher Form, doch sind keine Quellen überliefert

1100-1200

  • Die Oddaverjar und die Haukdælir, zwei mächtige isländische Familien, machen sich früh die Kunst des Schreibens zu Nutze
  • 1030-1050 - Hróðólfur, ein Engländer, unterrichtet wahrscheinlich in Bær in Borgarfjörður
  • 1050-60 - Bjarnharður bókvísi („der Büchergelehrte“), ein Angelsachse, errichtet eine Schule im Norden Islands, auf Stóru-Giljá in der Húnavatnssýsla
  • 1056-1133 - Der Gelehrte Sæmundur inn fróði („der Weise”) wirkt in Oddi. Er studierte in Paris und verfasste Königsgenealogien auf Latein, die jedoch nicht erhalten geblieben sind
  • Jón Loftsson, der Enkel von Sæmundur inn fróði, war eine hochstehende Persönlichkeit und auch mit dem norwegischen Königsgeschlecht verwandt. Möglicherweise sind die Anfänge der Königsagas auf diese Verwandtschaftsbeziehungen zurückzuführen
  • 1056-1080 - Ísleifur Gissurarson, der erste Bischof von Island. Er machte Skálholt zum Bischofssitz
  • 1082-1118 - Gissur Ísleifsson, sein Sohn und Nachfolger als Bischof von Skálholt
  • Gissur und Ísleifur, die beide im Ausland studiert hatten, begründen den Schulunterricht in Skálholt
  • Teitur Ísleifsson gründet eine Schule im Haukadalur
  • 1117-1118 - Erste Niederschrift der Gesetze in Breiðabólstaður in Vestur-Hópur
  • 1122-33 - Ari fróði Þorgilsson verfasst die Íslendingabók
  • 1133 Das Kloster in Þingeyrar wird gegründet. – Der Abt Karl Jónsson (1140-1213) verfasst um oder vor 1150 Königssagas. – Der sog. „Erste Grammatiker“ schreibt seinen Grammatischen Traktat, um den Isländern ein Alphabet zu schaffen. Folgende Textsorten wurden laut dem Ersten Grammatiker damals auf Isländisch niedergeschrieben: Übersetzungen geistlicher Texte (das Gotteswort), Gesetze, Genealogien und wissenschaftliche Texte
  • 1150 - Die ältesten erhaltenen Handschriftenfragmente:
    • Kirchliche, aus dem Lateinischen übersetzte Texte: Homilien und Heiligenlegenden (wie z. B. die Placitusdrápa)
    • Kalendarien
    • Weltgeschichte (Alexanders saga)
    • Insgesamt ca. 25 Handschriften und Handschriftenfragmente aus der Hand von ungefähr 30 Schreibern sind bis 1200 überliefert
  • Der Bischof Jón Ögmundarson (1152-1221) begründet eine Schule in Hólar
  • 1155 - Gründung des Klosters in Munkaþverá
  • 1168 - Gründung des Klosters in Þykkvabær
  • 1172/84 - Gründung eines Klosters auf Flatey, später Verlegung nach Helgafell
  • 1186 - Gründung des Kirkjubæjar-Klosters – das erste Nonnenkloster auf Island


1200-1300

  • bis um 1250 – Sturlungenzeitalter, Bürgerkrieg der mächtigen Familien auf Island
  • 1226 - Gründung des Klosters auf Viðey
  • 1241 - Snorri Sturluson wird in Reykholt erschlagen
  • zweite Häfte des 13. Jahrhunderts – Niederschrift der Sturlunga Saga durch Sturla Þórðarson
  • Um 1250 - vermutlich Niederschrift der zwei Haupthandschriften der Grágás, der Gesetzessammlung der isländischen Republik
  • 1262-1264 - die Isländer unterwerfen sich dem norwegischen König, Ende der Republik
  • Der Inhalt der Stjórn wird übersetzt (erhalten in Manuskripten aus dem 14. Jahrhundert)
  • um und nach 1267 – Þórarinn kaggi unterrichtet in Vellir im Svarfaðardalur
  • um 1270 – vermutlich Niederschrift der Konungsbók (Codex Regius) der Liederedda
  • 1281 – die Gesetzessammlung Jónsbók tritt in Kraft, älteste überlieferte Manuskripte vom Ende des 13. Jahrhunderts
  • 1295 – Gründung des Nonnenklosters in Reynisstaður
  • 1296 – Gründung des Klosters in Möðruvellir
  • um 1300 – Niederschrift der Hauksbók, benannt nach ihrem Besitzer, dem Richter und Rechtsgelehrten Haukur Erlendsson
  • Insgesamt 69 Handschriften und Handschriftenfragmente aus der Hand von ca. 100 Schreibern sind aus der Zeit bis 1300 bewahrt

1300-1400

  • Blütezeit der Buchproduktion, viele reich verzierte Handschriften von guter Qualität
  • Export von Büchern von Island nach Norwegen
  • Große, prachtvolle Sammelhandschriften aus dieser Zeit erhalten
  • 1363 – die Skarðsbók Jónsbókar wird niedergeschrieben, ein künstlerisch verziertes Manuskript
  • 1380 – Norwegen, und damit auch Island, werden Teil der dänischen Krone
  • 1387-94 – Niederschrift der Flateyjarbók, einer Sammlung von Königsagas im Auftrag des Bauern Jón Hákonarson auf Víðidalstunga im Vatnsdalur
  • Die Vatnshyrna, eine Sammlung von Isländersagas, wird ebenfalls für Jón Hákonarson zusammengestellt
  • Der Buchexport läuft gegen Ende des Jahrhunderts aus
  • Aus dem 14. Jahrhundert sind überaus viele Handschriften und Handschriftenfragmente erhalten:
    • Königssagas: 46 Handschriften und Handschriftenfragmente
    • Isländersagas: 23 Handschriften und Handschriftenfragmente
    • Annalen
    • Gegenwartssagas  (sowohl weltliche wie auch kirchliche (Heiligenlegenden)): 13 Manuskripte und Manuskriptfragmente
    • Vorzeitsagas, Märchen- und Rittersagas: 14 Handschriften und Handschriftenfragmente
    • Die meisten Haupthandschriften der Snorra Edda
  • ca. 200 Saga-Handschriften und Handschriftenfragmente von Anfang an erhalten, davon die Hälfte der Heiligenlegenden und der Stjórn (ca. vier Manuskripte)
  • Orte und Leute, die mit der Buchproduktion assoziiert sind:
    • Bischof Lárentius und sein Schreiber Einar Hafliðason (1307-1393)
    • Munkaþverá und Þingeyrar – Die nordisländische Benediktinerschule
    • Helgafell



    1400-1500

  • 1402-1404 – Die Pest wütet und verursacht große Verluste in der Bevölkerung, fast ein Drittel der Isländer stirbt
  • Geringe Buchproduktion in der ersten Hälfte des Jahrhunderts
  • Material und Verarbeitung von Büchern wesentlich schlechter als im vorigen Jahrhundert
  • Die Buchproduktion erholt sich nach Mitte des Jahrhunderts
  • Mehr namentlich bekannte Schreiber
  • Bis zur Reformation werden besonders ältere Stoffe abgeschrieben – der Geschmack oder die Nachfrage ändern sich
  • Wenige Handschriften von Königsagas, dafür recht viele Manuskripte von Isländersagas, z. B. der Grettis saga und anderer Sagas von Geächteten, sowie Abenteuersagas
  • Mehr Handschriften von Vorzeit-, Märchen- und Rittersagas
  • Umfangreiche Rímur-Handschriften überliefert – der Inhalt der Sagas wird in Rímur übertragen
  • Übersetzungen kirchlicher Stoffe aus dem Deutschen, Englischen und Dänischen, jetzt wahrscheinlich auch aus gedruckten Büchern
  • 1493 – Gründung des Klosters in Skriða
  • Zwei Schreiber namens Jón Þorláksson

  • 1500-1600

  • Noch mehr namentlich bekannte Schreiber
  • Bis zur Reformation werden hauptsächlich ältere Inhalte niedergeschrieben – Geschmack und Nachfrage verändern sich:
  • Wenige Manuskripte von Königsagas
  • Eine größere Anzahl an Manuskripten von Isländersagas, z.B. der Grettis saga und anderen Sagas von Geächteten, sowie Abenteuersagas
  • Mehr Manuskripte von Vorzeit-, Märchen- und Rittersagas
  • Umfangreiche Rímur-Handschriftenen erhalten geblieben – Saga-Inhalte in Rímur-Form überführt
  • Übersetzungen geistlicher Inhalte aus dem Englischen, Deutschen und Dänischen, jetzt auch aus gedruckten Büchern
  • Um 1530: eine Druckerpresse wird nach Island gebracht – Bischof Jón Arason stellt den schwedischen Drucker Jón Matthíasson in der Presse auf Breiðabólstað in Vesturhóp ein
  • Im 16. Jahrhundert kommt das Papier nach Island – ein billigeres Material, das die Möglichkeiten der Leute Bücher zu schreiben gänzlich verändert
  • Bischof Jón Arason und seine beiden Söhne – der Priester Björn und der Rechtsgelehrte Ari – schreiben Bücher
  • 1550: Reformation – die Isländer legen auf Anweisung des Königs den katholischen Glauben ab
  • Bischof Guðbrandur Þorláksson (1542-1627) bewegt den Gelehrten Arngrímur dazu, auf die negativen Erzählungen und Gerüchte über Island zu antworten
  • Arngrímur lærði („Arngrímur, der Gelehrte“, (1568-1648) stellt in Kopenhagen mittelalterliche isländische Bücher in seinen Schriften vor
  • Ari Jónsson und seine Söhne Jón und Tómas aus den Westfjorden arbeiten als Schreiber

     


  • 1600-1700

  • Der Humanismus erreicht Island
  • Anfertigung von Abschriften mittelalterlicher Handschriften – zumeist wird auf Papier geschrieben
  • Dänen und Schweden sind auf der Jagd nach isländischen Manuskripten
  • Viele Papiermanuskripte sind von unschätzbarem Wert; sie bewahren Inhalte von Pergamentmanuskripten, die verlorengegangen sind, nachdem die Texte auf Papier übertragen wurden
  • Den Bischöfen Þorlákur Skúlason (1597-1656) von Hólar und Brynjólfur Sveinsson (1605-1675) von Skálholt ist es zu verdanken, dass viele Pergamentmanuskripte auf Papier übertragen wurden
  • Es gibt aus dieser Zeit viele bekannte Schreiber: Björn von Skarðsá (1574-1655), Jón Erlendsson von Villingaholt und Pastor Ketill Jörundarson, der Großvater von Árni Magnússon
  • 1663Árni Magnússon wird geboren
  • 1682 – Ein Schiff namens Höfðaskip versinkt mitsamt einer großen Anzahl von Manuskripten im Meer. Unter den Passagieren ist auch Hannes Þorleifsson, der Handschriften für den dänischen König gesammelt hat. Jón Eggertsson, der zur gleichen Zeit Handschriften für den schwedischen König sammelte, gelingt die Überfahrt mit seiner Beute
  • Árni Magnússon nimmt direkt nach Abschluss seines Studiums die Arbeit an der Übertragung von Handschriften auf und beginnt umgehend mit dem Sammeln von Manuskripten sowohl in Kopenhagen, wo er lebte und arbeitete, als auch auf Island und in anderen Ländern


  • 1700-1900

  • 1702-12Árni Magnússon und Páll Vídalín arbeiten an der Jarðabók, einer Auflistung allen Grundbesitzes auf Island und einer Volkszählung auf Anordnung des dänischen Königs hin (úttekt á öllum jörðum á Íslandi og gerð manntals fyrir tilskipan Danakonungs)
  • 1709 – Árni Magnússon heiratet Mette Fischer
  • 1728 – Feuersbrunst in Kopenhagen – ein Teil der Sammlung von Árni Magnússon verbrennt
  • 1729 – Jón von Grunnavík verfasst eine Beschreibung der Feuersbrunst – Relatio
  • 1730 – Am 7. Januar stirbt Árni Magnússon. Seine Frau Mette stirbt im September desselben Jahres. Árni und Mette hinterlassen der Universität Kopenhagen Árnis Sammlung und ihr gemeinsames Eigentum
  • 1730 – Nach seinem Tod wird Árnis Handschriftensammlung auf dem Dachboden der Dreifaltigkeitskirche in Kopenhagen untergebracht
  • 1861 – Árnis Sammlung kommt in der Kopenhagener Universitätsbücherei unter
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    1900-2000

  • 1907 – Die Isländer verlangen die Rückgabe aller in Dänemark befindlichen Dokumente und Manuskripte, darunter diejenigen aus der Sammlung von Árni Magnússon
  • 1928 – Isländische Dokumente aus dänischen Sammlungen werden dem Þjóðskjalasafn Íslands (Nationalarchiv Islands) übergeben, darunter vier Manuskripte aus der Sammlung von Árni Magnússon und die Jarðabók von Árni Magnússon und Páll Vídalín
  • 1930 und 1938 – Das Allthing beschließt eine Resolution zu in Dänemark befindlichen Manuskripten und die isländische Regierung nimmt die Verhandlung mit der dänischen Regierung auf. Es geht jedoch schlecht voran damit
  • 1944 – Nach Gründung der Republik werden die Forderungen der Isländer nach den Manuskripten noch stärker
  • 1947 – Die dänische Regierung ernennt ein Komitee von Politikern, die sich mit der Angelegenheit beschäftigen sollen
  • 1951 – Das Komitee gibt eine Empfehlung, ist jedoch sehr gespalten in seiner Auffassung. Der Wissenschaftler Sigurður Nordal wird zum Botschafter Islands in Dänemark ernannt, was zeigt, wie ernst es der isländischen Regierung mit dieser Angelegenheit ist
  • 1954 – Der dänische Minister für Bildung und Wissenschaft schlägt vor, die Manuskripte den Inhalten nach zwischen Dänen und Isländern aufzuteilen. Die Isländer lehnen den Vorschlag ab
  • 1955 – Das Allthing fördert die Veröffentlichung von Manuskripten auf Island
  • 1956 – Das Arnamagnäanische Institut (Det Arnamagnæanske Institut) wird in Kopenhagen gegründet
  • 1959 – Das Allthing gründet ein Komitee, das zusammen mit der Regierung an einer Lösung arbeiten soll
  • 1961 – Eine Liste an Manuskripten, die die Isländer zurück möchten, wird erstellt
  • 1961 – Der Streit um die Manuskripte wird beigelegt. Die Isländer bekommen zwei Drittel der Manuskripte aus der Sammlung Árni Magnússons: 1666 Handschriften und Fragmente, sowie 141 aus der königlichen Bibliothek
  • 1962 – Das Handschrifteninstitut (Handritastofnun Íslands) wird gegründet
  • 1967 – Der erste Spatenstich für das Árnagarður-Gebäude an der Universität Islands wird gemacht
  • 1969 – Das Handschrifteninstitut zieht in das neue Gebäude um
  • 1971 – Am 21. April kommen bei herrlichem Wetter und unter Begrüßung durch eine große Menschenmasse auf dem Kai die ersten Manuskripte mit dem dänischen Küstenwachschiff Vædderen nach Island
  • 1972 – Das Handschrifteninstitut wird in die Sammlung Árni Magnússons (Stofnun Árna Magnússonar) umbenannt
  • 1997 – Das letzte Manuskript wird am 19. Juni nach Island gebracht. Hiermit endet die formelle Übergabe der Manuskripte, die 26 Jahre gedauert hat
  • 2000 – Am 13. Februar bekommt die Sammlung Árni Magnússons (Stofnun Árna Magnússonar) die Melsteðs-Edda geschenkt
  • 2006 – Die Sammlung Árni Magnússons (Stofnun Árna Magnússonar) wird zur Sammlung Árni Magnússons für isländische Studien (Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum) und umfasst nun auch vier weitere Institute des Fachgebiets der Islandistik: Orðabók Háskólans (Wörterbuch der Universität), Íslensk málstöð (Institut für isl. Sprache), Stofnun Sigurðar Nordals (Sigurður Nordal Institut) und Örnefnastofnun (Institut für Ortsnamenforschung)
  • 2009 – Die Sammlung Árni Magnússons in Kopenhagen und Reykjavík wird am 31. Juli 2009 zum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes erklärt

 

 

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