Zur Erhaltung und zum Wert der Manuskripte

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Markierungen bei wichtigen Paragraphen im Text und auf den Seitenrändern der Konungsbók Grágásar GKS 1157 fol.

Bücher als Zeitzeugen
Der Inhalt isländischer Manuskripte ist ein wichtiges Zeugnis der Besiedlung und Geschichte Islands, sowie der Umstände, in denen die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten lebten, und der Interessen, denen sie ihre Zeit widmeten. Des Weiteren lassen sich den Manuskripten Hinweise auf ihren Gebrauch und damit eine Art Geschichte entlocken, da ihre Nutzer allerlei Spuren in Form von Skizzen und Marginalien hinterlassen haben.

Die meisten isländischen Bücher auf Pergament sind sehr dunkel, was darauf hindeutet, dass sie oft in die Hand genommen und gelesen wurden, aber auch darauf, dass sie in rußigen und rauchigen Behausungen aufbewahrt wurden. Mittelalterliche Handschriften außerhalb Islands, die oftmals religiöse Texte auf Latein enthalten, sind meist weiß und schön anzusehen. Das liegt daran, dass sie unter anderen Bedingungen aufbewahrt worden sind, z.B. im Bibliotheksbestand reicher Kirchen, wo sie nur selten berührt und gelesen wurden.

Manuskripte waren Kinder ihrer Zeit und ihre Inhalte haben natürlich immer eine gewisse Bedeutung gehabt, sonst wären sie nicht niedergeschrieben worden. Kirchliche Bücher wurden in Gottesdiensten verwendet, Gesetzesbücher zum Bewahren und Nachschlagen von Vorschriften. Allerlei Wissen und Gelehrsamkeit wurde auf Pergament festgehalten, Geschichten und Lieder waren Unterhaltungsstoff und Lehrmaterial zu jener Zeit.

Es gab nur wenige spezielle Lehrbücher im Mittelalter, da es kein allgemeines Schulwesen gab und deshalb wurden die Bücher, die im Hause vorhanden waren, immer auch zum Unterrichten von Lesen und Schreiben genutzt. In den Manuskripten lassen sich Spuren solcher Nutzung entdecken. Man markierte Artikel und Vorschriften in Gesetzesbüchern, die man für besonders wichtig hielt, oder die man sich merken musste. Worte und Sätze wurden unterstrichen, wichtige Paragraphen wurden mit Kreuzen oder Pfeilen markiert und Kommentare wurden an die Ränder geschrieben.

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Alphabet zwischen zwei Spalten in der Belgsdalsbók AM 347 fol.

 

Bildung mit Hilfe von Handschriften
Lesen und Schreiben lernte man mit Hilfe von Handschriften, wie man an den Marginalien erkennen kann. Auch das Alphabet lässt sich an mehreren Stellen entdecken, an denen gerade Platz war, oftmals zwischen den Spalten einer Seite. Dies deutet darauf hin, dass sich jemand im Schreiben geübt, oder ein Zweiter das Alphabet vorgeschrieben hat.

Derjenige, der diesen Kommentar geschrieben hat, erinnert sich an seine erste Erfahrung mit der Ólafs saga Tryggvasonar in einem Manuskript vom Ende des 14. Jahrhunderts, das auf zwei Blättern (AM 325 IX 2, 4to) erhalten ist:

 

 
Ich war elf Jahre alt, es (das Buch) war schwer zu lesen
 

 

Der Grund dafür, dass das Buch schwer zu lesen war, mag sein, dass es dunkel, schmutzig, oder in unbekannten Buchstaben geschrieben war..

Vermutlich haben viele mit Namen Jón das Lesen mit Hilfe von Gesetzesbüchern gelernt, denn Jón ist ein gängiger Name auf Island:

 



Jón þrjótur Magnússon lernt aus diesem Buch

Jón Benediktsson hat aus mir gelernt

 

Die erste Marginalie steht in einem Fragment der Königssagas aus dem 13. und 14. Jahrhundert, Perg. fol. Nr. 8, die zweite in einem Manuskript mit diversen religiösen Inhalten aus dem 14. Jahrhundert, AM 671 4to, und die über Jón Benediktsson stammt aus dem 16. Jahrhundert. Es ist möglich, dass dieser Jón Benediktsson mit Hilfe dieses Buches Latein gelernt hat, denn es sind viele lateinische Texte darin enthalten. Es war im Besitz des Bischofssitzes Skálholt, bis es in den Besitz von Árni Magnússon überging.

Auf den Rändern lassen sich Mitteilungen der Lehrer entdecken, auf denen diese Drohungen niederschrieben, die die Schüler dazu bewegen sollte, bei der Sache zu bleiben, da sie sonst die Konsequenzen zu tragen hätten. Die Schüler im Mittelalter hatten es nicht immer leicht. Prügel scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein. Einem gewissen Páll, der fleißig zu lernen versucht, wird eine Belohnung versprochen, wenn er sich auf sein Buch konzentriert:

   

Jón Narfason erwartet hingegen nichts Gutes, wenn er sich während der Abwesenheit seines Lehrers nicht auf das Lernen konzentriert:

 

Bleibe bei deinem Buch, während ich weg bin, Jón Narfason, sonst bekommst du eine Tracht Prügel

 


Obwohl Lehrer Marginalien in bewahrte Manuskripte geschrieben haben, die darauf hindeuten, dass ihre Schüler, in oben genannten Fällen Páll Fúsason und Jón Narfason, mit Hilfe dieser Bücher gelernt haben, kann man nicht davon ausgehen, dass sie neben dem Lesen gleichzeitig das Schreiben gelernt haben. Lese- und Schreibunterricht fiel nämlich zu dieser Zeit nicht notwendigerweise zusammen und es war üblicher, dass Leute lesen lernten als schreiben. Die Mädchen, die in der folgenden Marginalie erwähnt werden, hatten beide das Glück, schreiben zu lernen. Sie waren sich aber nicht einig, wer von beiden die talentiertere Schreiberin sei, wie man an der folgenden Marginalie sieht, die im Manuskript (AM 249 fol. K) steht:

   

Es scheint jedoch keine Zweifel in Bezug auf die Schreibkünste eines gewissen Þorvarður zu geben, wenn man folgender Marginalie Glauben schenken darf:

 

Þorvarður schreibt schlecht...

 

 

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Junge Künstler sind an Bücher geraten und haben die Gelegenheit genutzt, auf den leeren Seiten zu üben (Belgsdalsbók AM 347 fol.).

Dieses Bild zeigt, dass das Strichmännchen älter ist, als die Erinnerungen der ältesten Männer zurückreichen (Reykjabók AM 345 fol.).


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