Glossar

Abbreviaturen - Abkürzungen. Eine Reihe von Zeichen wurde regelmäßig beim Schreiben verwendet, um Pergament zu sparen oder das Schreiben zu beschleunigen. Abkürzungen sind normalerweise ein Buchstabe mit einer Art Zeichen darüber, z.B. einem waagrechten Strich durch den Hals hoher Buchstaben, wie z.B. <h> oder <k> für hann und konungur oder mehr als ein Buchstabe z.B. ein Querstrich durch ein „hohes s“ und ein <l>, was „skal“ (= ‚soll’) bedeutet.

Archaisierung - Die Orthographie der heutigen Zeit orientiert sich nicht an der Aussprache des Neuisländischen, sondern an einer älteren Sprachstufe, als z.B. <y> einen anderen Laut repräsentierte als <i> und man noch ‚lengi’ und ‚mega’ und nicht ‚leingi’ und ‚meiga’ sagte. Die alte Orthogaphie wurde bewusst beibehalten, um eine bessere Verbindung zwischen dem Neuisländischen und der Sprache der Handschriften aufrecht zu erhalten, schließlich kommt es selten vor, dass sich eine Sprache über die Jahrhunderte so wenig verändert hat wie das Isländische.

Árni Magnússon – Árni Magnússon war ein Isländer, der im Auftrag des dänischen Königs in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts auf Island Handschriften sammelte und nach Dänemark bringen ließ – und damit sehr viele Manuskripte vor dem Untergang bewahrte. Als er starb, war seine Kollektion mit 3000 Handschriften und Handschriftenfragmenten die größte Sammlung isländischer Manuskripte aus dem Mittelalter und der späteren Zeit. Die Manuskripte aus Árnis Sammlung werden in der Sammlung Árni Magnússons für isländische Studien (Stofnun Árna Magnússonar í íslenskum fræðum) in Reykjavik und in dem Arnamagnäanische Institut (Det Arnamagnæanske Institut) in Kopenhagen aufbewahrt. Die Sammlung als ganzes wurde am 31. Juli 2009 von der Unesco zu einem Teil des Weltkulturerbes erklärt, wodurch die die isländische Handschriftentradition eine besondere Würdigung erfuhr.

Aussprache - Wie die Worte einer Sprache ausgesprochen werden. Heutzutage orientiert sich die Schreibung von Worten nicht an der Aussprache, aber als noch keine festen Rechtschreiberegeln galten, schrieben die Leute „wie sie sprachen“. Aus diesem Grunde geben die Texte von Handschriften und alten Dokumenten Hinweise darauf, wie man zu der Zeit sprach, als sie geschrieben wurden.

Bildvorlagen - Eine Sammlung von Bildern, die Künstler für ihre Arbeit verwendeten. Im Mittelalter gab es ein fest überliefertes System von Zeichen in der Bildenden Kunst. Dabei war es, besonders in der Kirchenkunst, wichtig, die richtigen Zeichen zu verwenden. Deswegen war es für Künstler von Vorteil, eine Sammlung von Bildvorlagen zu haben.

Bimsstein - Entsteht bei einem Vulkanausbruch. Bimsstein ist porös und dadurch von geeigneter Härte, um Dinge zu polieren. Zuweilen wurde Seife Bimsstein beigemischt, z.B. zum Reinigen von Holzböden und sogenannte Bimssteinkohle benutzte man, um das Innere von Töpfen zu reinigen.

Echte Bärentraube - Arctostaphylos uva-ursi; Pflanze mit eiförmigen Blättern, die zu den Heidekrautgewächsen gehört und rote Beeren trägt.

Diakone - Ein Angestellter der Kirche, der sieben Weihestufen innerhalb der Katholischen Kirche absolviert hat, d.h. eine Stufe vor der Priesterweihe steht.

Diplome - Die Jónsbók 1281, die zum Gesetzbuch von Island erklärt wurde, enthielt einen Paragraphen darüber, dass alle Verträge, z.B. Kauf und Verkauf von Grund und Boden, mit Diplomen bestätigt werden müssten, auf die ein Siegel zu setzen war. Diese Briefe werden heute auf Island die „Alten Briefe“ (fornbréf) genannt, also alte Urkunden.

Einnahmequelle - Etwas, von dem man Einnahmen erhält, sei es Geld oder Waren.

Fassung –im Mittelalter existierten Texte oft in mehreren Fassungen, da die Schwerpunkte beim Abschreiben vom Verwendungszweck des Textes abhängen konnten und davon, für wen er gedacht war. Einige Schreiber veränderten und kürzten den Text dementsprechend und fügten Dinge hinzu.

Federn - Das isländische Wort für Stift, penni, stammt vom lateinischen Wort penna ab, das „Feder“ bedeutet.

Fellseite - Die Außenseite einer Tierhaut, auf der das Fell wächst.

Fleischseite - Die Seite einer Tierhaut, die nach innen, dem Fleisch zugewandt ist. Diese Seite ist meist gröber und somit schwieriger für das Schreiben zu glätten.

Gallussäure - Gerbsäure, die aus Eichenrinde, Eichensaft oder anderen Pflanzen gewonnen wird und zum Gerben oder Färben verwendet wird, aber auch zur Herstellung von Tinte (Eisengallustinte) und Arzneien.

Gehöft/Große Höfe - Auf großen Höfen wohnten die Wohlhabenden, vornehme Leute und reiche Bauern. Hier gab es meist viel Wohnraum und eine große Gemeinschaft von Leuten. Daher gab es auf größeren Höfen möglicherweise auch bessere Voraussetzungen für Bildung oder Unterhaltung durch Geschichten als auf kleineren Höfen.

Geistlich - das Wort wird in Verbindung mit Kirche und Glauben verwendet.

Gerben - Verarbeitung von Tierhaut zu Leder, bei der Substanzen verwendet werden, die die Stärke und Geschmeidigkeit der Haut bewahren, den Verwesungsprozess jedoch stoppen.

Handwerk – Wenn ein Gegenstand von Hand hergestellt wird, so dass keiner dem anderen genau gleicht.

Handwerkskunst - Die Beherrschung einer bestimmten Technik oder Arbeitsmethode, z.B. beim Schmieden, Nähen oder anderen Handwerken.

Heilige - In der katholischen Tradition sind Heilige eine Art Mittelsmänner zwischen Gott und den Menschen. Viele von ihnen werden zu bestimmten Zwecken angerufen,  z.B. die Heilige Barbara von den Bergleuten und der Heilige Martin gegen Feuer. Die Menschen rufen sie in großer Not um Hilfe an.

Hochsitzpfeiler - Pfeiler, die zu beiden Seiten des Hochsitzes oder Ehrenplatzes, meist dem des Hausherrn, standen. Man geht davon aus, dass die Hochsitzpfeiler oft mit Schnitzereien oder Bildern verziert waren.

Homilie - eine Predigt, die u.a. Erläuterungen zu den Texten der Bibel enthalten kann, oft in der eigenen Sprache, d.h. nicht immer auf Latein. Dabei wird diskutiert, wie der Bibeltext auf religiöse Art zu verstehen ist. Als Beispiel lässt sich eine Erklärung dazu anführen, weshalb Jesus das Licht der Menschen genannt wird: Er erleuchtet ihnen den Weg zum richtigen Glauben.

Illuminieren - Außerhalb Islands wurden Handschriften oft mit Gold verziert, das von den Seiten leuchtete, wie es das lateinische Wort „illuminare“ verdeutlicht, welches verwendet wird, um den Vorgang der Verzierung von Handschriften mit Bildern zu beschreiben.

Illumination - Illustrierung von Handschriften. In reichen Gegenden wurde oft Gold zum Verzieren benutzt, wodurch die Verzierungen auf den Seiten der Handschriften schimmerten. Deshalb spricht man in vielen Sprachen in Theorie und Praxis von Illumination.

Initiale - Der erste Buchstabe einer neuen Erzählung oder eines neuen Kapitels, Gedichts, Paragraphen, usw., der oft besonders gestaltet wurde. Die Größe und Verzierung von Initialen kann anzeigen, welche Bedeutung dem entsprechenden Textabschnitt zugemessen wurde: Am Anfang eines neuen Gesetzesabschnittes steht somit eine größere Initiale als zu Beginn eines Paragraphen innerhalb des Abschnittes.

Jónsbók –Gesetzbuch der Isländer ab dem Jahr 1281. Noch immer sind einige Bestimmungen daraus in Kraft. Aus dem Mittelalter sind enorm viele Handschriften des Jónsbuches erhalten geblieben (die älteste vom Ende des 13. Jahrhunderts) und viele von ihnen sind interessant illustriert.

Kircheninventar - Die Leute gaben den Kirchen vielerlei Dinge und vererbte ihnen sogar einzelne Gegenstände wie zum Beispiel Bücher in Hoffnung auf ein besseres Leben nach dem Tod. Das Verzeichnis der Güter und des Grundbesitzes, den die Kirche besaß, nennt man Kircheninventar.

Kleine Kapitalen - Kleine Großbuchstaben wie n, g, r, t und s. Sie wurden anstatt zweier gleicher Konsonanten, d.h. <nn>, <gg>, <tt> und <ss>, verwendet.

Kohlenstofftinte oder Rußtinte - Im Altertum stellten Chinesen, Ägypter und Römer Tinte für das Schreiben auf Papyrus oder Papier her, die Ruß und flüssige Bindemittel enthielt. Diese Tinte eignete sich schlecht für Pergament und konnte leicht mit Wasser abgewaschen werden.

Laien - Menschen, die nicht im Dienst der Kirche standen, im Gegensatz zu Priestern und anderen Kirchendienern.

Latein - Die gemeinsame Sprache der Katholiken weltweit. Die Messen wurden im Mittelalter zum großen Teil auf Latein gelesen und Latein war auch die gemeinsame Schriftprache der Gelehrten. Latein war auf Island auch unter der Bezeichnung bókmál (Buchsprache) bekannt.

Ligatur - Um das Schreiben zu beschleunigen und Pergament zu sparen, wurden oft zwei Buchstaben miteinander verbunden wie z.B. das isländische <æ>, das eine Ligatur, d.h. eine Verbingun aus <a> und <e> ist. Am häufigsten bestanden Ligaturen aus <a> und noch einem anderen Buchstaben. Es gibt an-, af- und ar-Ligaturen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Manuskripte/Handschriften - Handgeschriebene Bücher und Texte. Vor der Einführung des Papiers wurden in Europa Bücher auf Pergament (Tierhaut) geschrieben. Auch nach der Erfindung der Druckerpresse (Gutenberg, um 1439) ist jedoch eine Vielzahl an Papierhandschriften erhalten geblieben, nicht zuletzt auf Island (erste Druckerpresse um 1530), wo das Drucken geistlichen Texte vorbehalten war und man Bücher mit anderen Inhalten weiterhin mit der Hand schrieb.

Massenproduktion –Die Herstellung von vielen Dingen auf die gleiche Weise, wodurch sich alle Produkte gleichen.

Mönche - Menschen, die im Kloster leben, werden als Mönche bzw. als Nonnen bezeichnet. Das Klosterleben beinhaltet das Gelöbnis nicht zu heiraten, gehorsam zu sein und in Armut zu leben, sein Leben im Kloster zu verbringen und Gott zu weihen.

Nasalstrich - Ein waagrechter Strich, der als Abkürzung oder Spezialzeichen über einem Vokal gezogen wurde. Ein Nasalstrich stand für einen Nasallaut, [n] oder [m] oder eine Nasalverbindung, [n] oder [m] mit anderen Laut, z.B. mönn̄u (= mönnum), oft verwendet am Wortende.

Nonnen - Eine Nonne ist eine Frau, die sich der Klosterregel unterworfen hat und ein Mönch ist ein Mann, der dasselbe getan hat. Das Klosterleben beinhaltet das Gelöbnis nicht zu heiraten, gehorsam zu sein und in Armut zu leben, sein Leben im Kloster zu verbringen und Gott zu weihen.

Original - Die erste Fassung eines Buches oder einer Handschrift.

Palimpsest - Ein Manuskript, von dem der ursprüngliche Text abgeschabt wurde, um das Pergament weiterverwenden zu können, d.h. einen neuen Text an Stelle des alten zu schreiben. Oft sieht man jedoch die Konturen des alten Textes unter dem neuen hervorscheinen.

Papyrus - Papyrus wird aus einer Pflanze gewonnen, die Papyrusrohr genannt wird und fast ausschließlich in Ägypten wächst. Papyrus wird aus dem Stängel des Papyrusrohrs hergestellt. Dieser wurde in schmale Streifen geschnitten, die Seite an Seite gelegt wurden. Dann wurden andere Streifen quer darüber gelegt, bis die Blätter groß genug waren. Anschließend wurden die Blätter gepresst und geklopft und an den Enden mit Leim aus Mehl aneinander geklebt. Auf diese Weise wurden Bahnen hergestellt, die man in der Sonne trocknen ließ und dann in sogenannte Rollen aufwickelte. Dann wurde auf einer Seite Zedernöl aufgetragen und wenn es getrocknet war, war die Fläche beschreibbar. Der Nachteil an Papyrus war seine Empfindlichkeit und dass der Rohstoff für sein Herstellung nur in Ägypten wuchs. Deshalb suchte man schon früh nach einem anderen Stoff, der für das Schreiben und für die Herstellung von Büchern geeigneter schien.

Pergament - Tierhaut, die zur Buchherstellung verarbeitet worden ist, sowohl von Kälbern als auch von Schafen oder Ziegen. Der Name Pergament kommt vom Namen der Stadt Pergamon (heute Bergama in der Türkei). Diese Stadt war in der Antike für die Herstellung von Pergament bekannt.

Priesteranwärter - Ein junger Mann, der die Priesterausbildung durchläuft.

Quellen - Informationen, die man auf unterschiedliche Weise erlangen kann. Quellen zum Leben in vergangenen Zeiten stellen oft alte Gegenständen, alte Dokumente und Bücher dar.

Randbemerkungen/Marginalien - Auf den Seitenrand Geschriebenes, sei es von den Schreibern selbst oder später von den Nutzern der Handschrift. Randbemerkungen sind oft der Ort für Klagen eines Schreibers über körperliche Beschwerden, seine Situation oder schlechte Bezahlung. Erbauliche Betrachtungen, persönliche Kommentare und Beschwerden, u.a. was das Studium von Büchern betrifft, sind darüber hinaus häufige auf den Rändern von Büchern zu finden.

Ríma (pl. Rímur) - (Bragi – óðfræðivefur und Kvæðamannafélagið Iðunn) Eine speziell isländische Form langer epischer Gedichte, die im 14. Jahrhundert entstand.Von Anfang an waren Rímur eine gelehrte Disziplin, d.h. sie wurden niedergeschrieben und namentlich erwähnten Autoren zugeordnet. Rímur wurden zur Unterhaltung bei Zusammenkünften sowohl zu Hause als auch unterwegs vorgetragen und waren bis ins 19. Jahrhundert sehr beliebt; ihre Beliebtheit hielt also über eine Zeitspanne von rund 500 Jahren an. In den Rímur kommen verschiedene Elemente zusammen: die alte Gedichttradition des Dróttkvætt ([= Strophenform der altnordischen Skaldendichtung], eine bestimmte dichterische Sprache, d.h. Heiti und Kenningar [= bildliche Umschreibungen]), der belebte Vortrag der Erzähler und die Erzählinhalte (d.h. die Geschichte, die in ein neues Gewand gehüllt und für die Zuhörer vorgetragen wurde). Die Rímur-Dichter übernahmen ihre Stoffe gern aus beliebten Erzählungen und berichteten oft von Helden aus alten Sagas, Märchen- und Rittersagas sowie Abenteuergeschichten – darunter auch Geschichten, die im Laufe der Zeit verloren gegangen sind und die nur als Rímur überliefert worden sind. Die jeweilige Geschichte wird in einer Gruppe von Rímur erzählt, diese Gruppe wiederum wird in einzelne Rímur aufgeteilt, die als eine Art Kapitel in der Geschichte wirken. Rímur können in unterschiedlichen Metren verfasst sein, für jedes Rímur-Gedicht wird jedoch durchgängig ein einheitliches Versmaß verwendet. Im 15. Jahrhundert wurden zunehmend Erzählungen aus den Inhalten der Rímur verfasst. Daher ist es denkbar, dass es alte Versionen von Geschichten gibt, die als Vorlage für Rímur dienten, in denen wiederum neuere Geschichten ihren Ursprung fanden.

Schreiberschule - Schreiber, die die gleiche Schreiberschule besucht haben, verwenden oft ähnliche Buchstaben und ein ähnliches System von Spezialzeichen, Abkürzungen oder Satzzeichen. Sie hatten wahrscheinlich beim selben Lehrer oder derselben Einrichtung Unterricht, gingen dann aber unterschiedliche Wege und wurden Mönche, Nonnen, Pfarrer oder Bauern.

Schreibhand, Handschrift, Hand - Persönliche Handschrift, die oft genau untersucht wird, um die Beziehung zwischen einem Schriftstück und seinem Schreiber herauszufinden und somit feststellen zu können, ob derselbe Schreiber mehr als einmal am Werke war.

Schreibpulte - Arbeitstische mit geneigter Tischplatte, die als Schreibunterlage dienten; meist zur Arbeit im Stehen gedacht.

Schriftrollen - Bevor es Büchern gab, wurden Blätter beschrieben, entweder aus Papyrus oder aus Pergament, an den Enden zusammengeleimt oder -genäht und auf große Spulen gewickelt, die man Schriftollen nennt. Die Rollen wurden gewöhnlich in hohen, geschlossenen Krügen aufbewahrt, wenn sie nicht in Benutzung waren.

Schwärze - Dunkler Moorboden mir verrotteten Pflanzenüberresten, der früher zum Schwarzfärben von Kleidung verwendet wurde.

Die ersten Siedler („Landnehmer“) - Die ersten Siedler waren zum gößten Teil Heiden. Sie konnten wohl nicht schreiben oder lesen, brachten aber trotzdem eine Menge Wissen mit sich, das sie im Gedächtnis verwahrten. Sie beherrschten die Bräuche, Regeln und Gesetze, nach denen sie sich richteten, Methoden zum Hausbau, Landwirtschaft, Schmiedekunst, Essenszubereitung und allem anderen, das zum Überleben notwendig war. Darüber hinaus beherrschten sie Geschichten und Lieder, Methoden der Schnitzerei, Stickerei und Herstellung von Verzierungen, die sie zu ihrer Unterhaltung gebrauchten und dazu, ihre Umgebung zu verschönern. Das Wissen wurde von einem zum anderen weiter getragen, man brachte es einander bei der täglichen Arbeit bei. Eine förmliches Schulwesen aber kannte man nicht.

Skriptorien - Besondere Arbeitsräume für Schreiber im Mittelalter. Skriptorien gabe es an vielen Orten, an denen Berufsschreiber arbeiteten, in Klöstern und auf großen Gehöften, nicht aber auf kleineren Höfen.

Spezialzeichen - Um Pergament zu sparen und das Schreiben zu beschleunigen, wurden oft Spezialzeichen verwendet. Spezialzeichen stehen normalerweise für einen Vokal und einen Konsonanten, z.B. ar, er, us, ra. Der Buchstabe z wurde oft als Zeichen für ‚ok’ (=‚und’) verwendet. Wird ein Text von einer Handschrift abgeschrieben und Wörter und Buchstaben anstelle von Spezialzeichen und Abkürzungen gesetzt, so spricht man vom „Auflösen“ der Spezialzeichen.

Sprachlaute und Alphabet - Die Sprachen der Welt enthalten vielerlei Laute, die von Sprache zu Sprache verschieden sind. (z.B. die unterschiedlichen r-Laute im Deutschen, Dänischen und Isländischen). Wenn man eine Sprache nach dem Alter von ca. 10 Jahren lernt, ist es oft schwer, alle Laute der betreffenden Sprache zu beherrschen und man spricht oft mit einem Akzent. Obwohl viele Sprachen das lateinische Alphabet benutzen, werden die Buchstaben oder Grapheme doch von Sprache zu Sprache unterschiedlich ausgesprochen. Darüber hinaus werden in vielen Sprachen zusätzliche Buchstaben verwendet, wie z.B. im Isländischen die Vokalzeichen <á>, <é>, <í> , <ú>, die Konsonantenzeichen <þ>, <ð> und die Diphthonge <ei>, <ey>, <au>.

Stand - Früher wurden die Menschen in unterschiedliche Stände eingeteilt, je nachdem was für eine gesellschaftliche Stellung oder Arbeit sie hatten, so z.B. in Adel, Bauern, Dienstboten, Arbeiter, Gebildete, Bäcker, Drucker usw. Diese Einteilung hatte Einfluss z.B. auf ihre Bildungschancen. Im Mittelalter hatten die Leute sehr unterschiedlichen Zugang zu Bildung, je nachdem welchem Stand sie angehörten. Das gemeine Volk hatte nur sehr wenige Möglichkeiten, während Wohlhabende es einfacher hatten, das Bildungsangebot wahrzunehmen.

Thing - Alte Form der Volks- und Gerichtsversammlung germanischer Völker (isl.: þing; schwed., norw., dän.: ting; altengl., altfries.: thing), zu der die Bewohner einer Provinz oder ihre Repräsentanten regelmäßig zusammenkamen und sich berieten, Gesetze verabschiedeten und Urteile aussprachen (alte isländische Texte berichten neben dem Allthing,vom Frühlings-Thing, vom Bezirks-Thing und dem Quartals-Thing). Ein gemeinsames Volks-Thing, das Allthing, wurde 930 das erste Mal anberaumt und bis ins Jahr 1799 jährlich in Þingvellir abgehalten. Im Jahre 1844 wurde es dann in Reykjavík wiederbegründet. Ursprünglich war das Allthing eine Zusammenkunft der mächtigsten Oberhäupter, die sich dort zur Gesetzgebung und Urteilsverkündung versammelten. Es war jedoch allen freien und nicht vorbestraften Leuten erlaubt, der Versammlung beizuwohnen, weshalb sie zweifelsohne gut besucht war.  Im Neuisländischen bedeutet das Wort þing „Parlament“, in dem die gewählten Repräsentanten des Volkes ihren Sitz haben. Das isländische Parlament heißt bis heute Alþingi.

Verfassen von Briefen und Urkunden - Amtsträger wie z.B. Bischöfe und Bezirksvorsteher mussten vielerlei Briefe und Urkunden für sich schreiben lassen und haben dafür eigene Schreiber angestellt.

Verrottung/Verwesung - Methode zur Enthaarung von Tierhaut. Zuerst wurden die Häute eingeweicht in sogenannter Keyta (ein Extrakt aus Tierharn, das in Island vor der Einführung von Seife zum Reinigen verwendet wurde) oder in eine Mischung aus Wasser und verwesten Hunde- oder Vogelexkrementen. Diese Methode wurde allerdings von einem unangenehmen Geruch begleitet. Anschließend wurden die Häute auf Haufen gestapelt und man ließ sie verwesen, bis die Haare sich von der Haut gelöst hatten.

Vorlage - Das Vorbild, oder die Handschrift, die kopiert wurde oder nach der geschrieben wurde. Das Original eines Buches dagegen ist das erste, ursprüngliche Exemplar.

Weide - Baum oder Strauch, Pflanze aus der Familie der Weidengewächse (Salicaceae).

Weltlich - Dieser Begriff wird für die Leute oder Werke verwendet, die nicht zur Kirche gehörten.