Ein Blick in eine Schreibstube
Das Bild zeigt den Schreiber Leonhard Wagner und den Maler Nikolaus Bertschi, an dessen Seite seine Frau Margarete sitzt. Wagner galt zu seiner Zeit als das achte Weltwunder und soll über 100 Schriftarten beherrscht haben, ohne auf eine Vorlage zurückgreifen zu müssen.
Das Bild könnte die Arbeitsbedingungen derjenigen zeigen, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts das Schreiben und Illuminieren von Handschriften zu ihrem Beruf hatten.
Der Schreiber sitzt an einem Schreibpult, gekleidet in einen schwarzen Mantel und trägt eine Brille. Auf dem Schreibpult stehen drei Rinderhörner, gefüllt mit Tinte und roter und blauer Farbe. Wie zu sehen ist, verwendet er rote Farbe für Linien und Spalten, schwarze Tinte für den Text und Notizen und blaue und zuweilen rote Farbe für Initialen. Wahrscheinlich stammen das Bild und der Text, in dem die Namen des Ehepaares erscheinen, vom Maler Bertschi. In der Verzierung hinter dem Ehepaar glänzt es golden. Graduale (Lorcher Chorbuch), Lorch 1511-12, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Cod. mus. I 2 65, fol. 236v (Ausschnitt).