Ganzseitiges Bild aus der Flateyjarbók
Die Flateyjarbók GKS 1005 fol., die vermutlich zwischen 1387 und 1394 geschrieben und illuminiert wurde, ist im Kern eine Sammlung von Königssagas, wobei sich auch einige Gedichte in ihr verbergen, z.B. die älteste niedergeschriebene Ríma, Annalen und Texte, die sonst nirgends überliefert worden sind, wie z.B. die Grænlendinga saga, die von der Entdeckung Vínlands, d.h. Amerikas berichtet. Trotz weltlichen Inhalts ist das Buch mit vielen Initialen und einigen Bildinitialen verziert, die sich oft bis zum unteren Rand erstrecken, wie man auf diesem Bild sehen kann. Am Anfang der Geschichte von König Olaf Tryggvason ist eine Abbildung seiner Geburt zu sehen. Olaf Tryggvason hat u.a. Island christianisiert.
Der Stil der Illuminationen in der Flateyjarbók ist eine Mischung aus romanischer und gotischer Tradition, d.h. eine Mischung aus Ruhe und Bewegung in der Körperhaltung und den Kleiderfalten. Die Isländer waren sehr konservativ und hielten bei den Illuminationen der Handschriften lange an romanischen Merkmalen fest, obwohl sie auch stilistische Kennzeichen des gotischen Stils übernahmen. Die Flateyjarbók ist ein Beispiel für eben diese Vermischung. Zu den romanischen Kennzeichen zählt man bizarre Tiere, die hier und da ihre Köpfe hervorrecken, bestimmte Blattformen und Flechten. Man könnte vielleicht sagen, dass die Personen nicht so schön gestaltet und zierlich sind, wie es etwa in der hochgotischen Stjórn-Handschrift AM 227 fol. der Fall ist. Illuminator der Flateyjarbók war der Pfarrer Magnús Þórhallsson.