Verzierte Seite aus der Skarđsbók Jónsbókar
Schön verzierte zweispaltige Seite aus der Skarðsbók Jónsbókar AM 350 fol., einem Gesetzbuch von ca. 1363. In der linken Spalte zuoberst sieht man den Initialbuchstabe Þ und in der rechten Spalte die verzierte Bildinitiale H als Anfang eines neuen Kapitels oder Paragraphen im Gesetzbuch, dem Rekabálkr (Teil der Jónsbók in 12 Kapiteln über Wracks, Strandgut und vor allem gestrandete Wale). Vier Menschen stehen um einen großen Wal herum, der an den Strand gespült wurde, und zerlegen ihn. Die Proportionen ihrer Körper sind eigentümlich, die Rümpfe lang und die Arme eher kurz, die Augen weit aufgesperrt und die Augenbrauen hochgezogen, was sie alle überrascht aussehen lässt. Ein besonderes Merkmal der Verzierungen in der Skarðsbók sind m-förmige Ausschmückungen um die Bilder herum und auf den Rändern des Buches..
Diese Charakteristika gehören zu denen, die man dem so genannten Helgafell-Stil zuordnet, welcher dem Augustinerkloster bei Helgafell auf Snæfellsnes entstammt. Man vermutet, dass dieser Illuminator fünf weitere erhaltene Handschriften verziert hat, die derselbe Bild-Stil kennzeichnet. Es liegt nahe, dass die Gesetzesbücher Svalbarðsbók AM 343 fol., die nach 1340 entstanden ist, und die Belgsdalsbók AM 347 fol. aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts in derselben Gegend, am Breiðafjörður, geschrieben wurden und dass die in ihnen enthaltenen Bilder einen Einfluss auf die Illuminationen der Handschriften hatten, die aus dem Helgafell-Kloster stammten. Weitere eindrucksvoll verzierte Bücher, die man dem Helgafell-Kloster zuspricht, sind die Skarðsbók postulasagna SÁM 1, die Geschichten von den Aposteln enthält, und eine Handschrift der Stjórn, AM 226 fol., die in Kopenhagen aufbewahrt wird und vermutlich von Pfarrer Magnús Þórhallsson verziert wurde, der darüber hinaus die Flateyjarbók GKS 1005 fol. illuminiert hat.