Die Hamburger Bibel
Bildinitialen aus einer deutschen Handschrift aus dem 13. Jahrhundert, der sogenannten Hamburger Bibel, die in Kopenhagen aufbewahrt wird. Auf den Bildern werden einige Schritte bei der Herstellung eines Buches illustriert, vom Kauf der Haut bis zur Illuminierung des Buches. Da keine isländischen Berichte zur Herstellung von Büchern im Mittelalter existieren, stellen kontinentale Berichte oder Illustrierungen wie diese Bilderreihe hilfreiche Quellen dar, wie Bücher gemacht wurden. Isländische Bücher wurden aller Wahrscheinlichkeit nach auf sehr ähnliche Weise produziert, erreichte doch die Buchkunst Island von Europa aus. Es ist dennoch nicht unwahrscheinlich, dass die Methoden und das Material sich ein wenig von denen in Europa unterschieden und man die besonderen Gegebenheiten auf Island mit einbezog.

In der Bilderserie sind Mönche dabei, ein Buch zu fertigen, was in Klöstern durchaus üblich war. Hier wird deutlich, dass man viel beachten muss, bevor ein Buch fertig gestellt ist.

 
Mönch und Gerber
Zuerst gilt es, sich Pergament für das Buch zu beschaffen. Auf dem Bild kauft ein Mönch das Pergament von einem Gerber oder Pergamentmacher. Zwischen ihnen sieht man den Rahmen, in den die Tierhaut zum Trocknen gespannt wird. Unten in der Ecke des Rahmens liegt ein halbmondförmiges Krummmesser. Das Messer wurde benutzt, um die vollständig getrocknete Haut abzuschaben, bevor sie aus dem Rahmen geschnitten wurde. Die gleiche Art von Messer wird auch heute noch bei der Pergamentverarbeitung benutzt.

 

 
Die Vorbereitung des Pergaments
Als nächstes muss das Pergament zum Schreiben vorbereitet werden, indem man die Fleischseite mit einem Bimsstein abreibt, damit sie genauso glatt und glänzend wird wie die Haarseite. Die Fleischseite ist die Seite der Haut, die dem Fleisch zugewandt ist, während die Haarseite nach außen zeigt. Es ist schwieriger, die Fleischseite so zu glätten, dass sie gut zu beschreiben ist.

 

 
Das Zuschneiden der Bögen
Im Folgenden muss das Pergament in entsprechend große Bögen geschnitten werden, die anschließend unterschiedlich oft zusammengefaltet werden, je nachdem wie groß das Buch werden soll. Die Bögen werden dann zu Lagen geordnet, die üblicherweise (jedoch nicht immer) acht Blätter umfassen.

 

 
Das Einzeichnen von Linien und Spalten
Der nächste Schritt ist das Einzeichnen von Linien und Spalten, damit die Schrift nicht schief wird und die Schreibfläche auf allen Seiten gleich aussieht. Die Markierung wird entweder mit einer scharfen Messerspitze, Kreide, Blei oder einem Federstift und einem Lineal vorgenommen. Zuweilen ging der Schnitt in das Pergament zu tief, dort sind die Linien noch heute zu sehen.

 

 
Das Beschreiben des Pergaments
Schließlich sind die Pergamentblätter fertig und es kann mit dem Schreiben begonnen werden. Hier sieht man den Schreiber mit einem Federkiel und einem Korrekturmesser in der Hand. Die Tinte steht in der Ecke auf dem Schreibpult. Schreiben war eine schwierige Arbeit, bei der man sehr genau sein musste, so dass es oft lange dauerte, bis ein umfangreiches Buch fertig abgeschrieben war.

 

 
Das Illuminieren der HandschriftAls letztes steht die Illuminierung oder Bebilderung der Handschrift an. Nicht alle Handschriften sind verziert, zumindest die Kapitelüberschriften wurden jedoch gewöhnlich mit roter Farbe geschrieben. Die Bilder in den Handschriften werden Illuminationen genannt und man spricht davon, dass verzierte Handschriften illuminiert sind. Bei der Illuminierung zeichnet der Künstler schöne Initialen oder verziert sogar ganze Seiten.