Das Handwerk der Buchherstellung

Zehn kreisförmige Bilder aus einer deutschen Handschrift vom Ende des 12. Jahrhunderts, die alle das Handwerk der Buchherstellung zeigen. Sie beschreiben die Arbeitsschritte, die diese Mönche offensichtlich vollzogen, von der Verarbeitung der Tierhaut bis zum Unterricht am Buch. (Staatsbibliothek Bamberg, Msc. Patr. 5, fol.m 1r)


 
1. 1. Mönch an einem Rahmen mit Pergament
Das Bild zeigt einen Mönch, der gerade dabei ist Tierhaut zu bearbeiten. Die Methode ist typisch für die Herstellung von Pergament: Nach der Enthaarung wurde die Haut in einen Rahmen gespannt, getrocknet und dann mit einem halbmondförmigen Messer abgeschabt, um Fleisch- und Haarreste zu entfernen. Das fertige Pergament wurde dann aus dem Rahmen genommen. Obwohl hier ein Mönch bei der Verarbeitung von Tierhaut gezeigt wird, ist es nicht sicher, dass dieser Teil der Buchproduktion immer innerhalb der Klöster erledigt wurde. An einigen Orten außerhalb Islands oblag dieser Teil der Arbeit Handwerkern, Gerbern und anderen Leuten außerhalb der Klöster, die sich auf die Herstellung von Pergament spezialisiert hatten.

 

 
2. Mönch beim Zuschneiden von Blättern

Jede Haut wurde gefaltet und auf die Größe des geplanten Buches zugeschnitten. Auf dem Bild sieht man einen Mönch, wie er die Seiten mit Hilfe eines Skalpells zurechtschneidet. Oft musste man die Pergamentblätter auch mit Bimsstein abreiben, um ihre Oberfläche glatter zu machen. Die zurechtgeschnittenen Blätter wurden in Lagen geordnet und man zeichnete Linien und Spalten ein, bevor mit mit dem Schreiben begonnen wurde. Zumeist wurden die Linien- und Spaltenmarkierungen mit einem Messer eingeritzt, aber es war auch durchaus üblich, sie mit einem Bleistift oder mit Tinte einzuzeichnen.

 

 
3. Mönch mit Wachstafeln
Auf dem Bild ist ein Mönch zu sehen, der den Entwurf für einen Text mit einem Griffel auf einer zweiteiligen Wachstafel aufschreibt. Wachstafeln eigneten sich insofern, als dass man auf ihnen bequem Fehler korrigieren und Änderungen vornehmen konnte, anders als wenn man mit Tinte auf Pergament schrieb. Bei der Herstellung der Tafeln goss man zuerst heißes Wachs in einen Rahmen. Wenn das Wachs abgekühlt war, konnte man mit einem Griffel darauf schreiben. Der Text war einfach zu entfernen, indem man die Oberfläche des Wachses abschabte und es dann erneut beschrieb. Wenn das ganze Wachs auf der Tafel abgeschabt war, wurde es wiederverwertet, d.h. erhitzt und von neuem in die Tafel gegossen.

 

 
4. Mönch mit Federkiel und Messer
Wenn sowohl das Material für das Buch als auch der Text fertig waren, konnte mit dem Schreiben begonnen werden. Im nächsten Schritt galt es dafür zu sorgen, dass Tinte und Federkiel zur Hand waren. Im Mittelalter war in Europa die sogenannte Eisengallustinte am verbreitetsten. Die Isländer jedoch entwickelten eine eigene Methode des Tintenkochens und verwendeten Substanzen aus der isländischen Natur. Damals wurden auf Island und vielerorts in Europa Federkiele benutzt, die aus den Federn von großen Vögeln gemacht wurden. Das Bild zeigt einen Mönch, der gerade einen solchen Federkiel zuschneidet. Die Spitze einer Feder nutzte sich wie bei einem Bleistift ab, wodurch die Schrift dann dicker wurde und man den Stift erneut anspitzen musste.

 

 
5. Mönch beim Ansetzen eines Korrekturmessers
Im Mittelalter wurden in sehr vielen Klöstern Bücher abgeschrieben. Die Arbeit war schwer, dauerte lange und Fehler geschahen schnell. Das Bild zeigt einen Mönch beim Korrigieren eines Schreibfehlers. Dabei schabt er die Buchstaben mit seinem Korrekturmesser ab, das Schreiber jederzeit zur Hand hatten. In der Zwischenzeit klemmt der Federkiel gut verwahrt hinter dem Ohr.

 

 

 
6. Mönch beim Binden eines Buches
Jedes Buch war gewöhnlich aus mehreren Lagen zusammengesetzt. Diese wurden gesammelt, bis der Text fertig geschrieben war, und konnten dann zu einem Buch zusammengebunden werden. Die Lagen wurden zuerst alle zusammengenäht und anschließend auf langen Flachs- oder Lederriemen befestigt. Das Bild zeigt einen Mönch bei der Arbeit am Einband. Er näht gerade das Buch, das vor ihm auf dem Tisch liegt, auf den Buchrücken, d.h. die Lederriemen, die auf dem Bild in roter Farbe gezeichnet sind. Die Riemen wurden an einem sogenannten bókastóll (wörtlich „Buchstuhl“) befestigt, wie er hier auf dem Tisch steht.

 

 

 
7. Mönch mit Deckel und Axt
Nachdem die Lagen auf die Riemen genäht worden waren, mussten an der Vorder- und Rückseite des Buches aus Holz gefertigte Deckel angebracht werden. Auf dem Bild sieht man einen Mönch, der einen Deckel mit seiner Axt trimmt. Wenn die Deckel zurechtgeschnitten waren, wurden sie mit einigen Löchern versehen, durch die die Riemen gezogen wurden. Anschließend wurden die Riemen an den Deckeln befestigt, indem man Holzkeile durch die Löcher trieb. So hielt das Buch in den Deckeln.

 

 
8. Mönch mit Hammer
Das bloße Einbinden eines Buches in Holzdeckel war für manche nicht genug, weswegen sie diese noch zusätzlich verzierten. Oft wurden Bücher entweder mit verziertem Leder oder mit Stoff, z.B. besticktem Samt, überzogen. Darüber hinaus war es üblich, Winkel aus Eisen, Schleifen und Riemen auf den Deckeln zu befestigen, was sowohl zur Zierde diente als auch zum Schutz, da die Ecken oft einigen Strapazen ausgesetzt waren. Auf dem Bild ist ein Mönch zu sehen, wie er seinen Hammer schwingt, den er zweifellos für die allerletzten Handgriffe am Bucheinband benutzt.

 

 
9. Mönch mit einem fertigen Buch
Im Mittelalter lwurden Bücher eher vorgelesen, als dass sie jeder für sich alleine las. Für die Kirche waren Bücher lebensnotwendig, da das Buch, d.h. die Bibel, die Grundlage des christlichen Glaubens darstellt. Auch andere Bücher wurden beim Gottesdienst verwendet. Dabei wurden sowohl Erklärungen und Auslegungen der Schriften der Bibel gelesen als auch Legenden, die von Heiligen, Jungfrauen und Aposteln erzählten. In Klöstern wurden Bücher daher gewöhnlich hergestellt, um den Bedarf an Büchern zu decken, die durch den starken Gebrauch zerfleddert oder aus anderen Gründ unbrauchbar geworden waren.

 

 
10. Mönch unterrichtet seinen Schüler
Universitäten wurden in Europa erst im 12. Jahrhundert gegründet. Vor dieser Zeit und auch noch lange danach fand der Unterricht gewöhnlich im Umfeld der Kirche statt, z.B. an einem Bischofssitz oder in Klöstern. Im Mittelalter hatten nicht viele Zugang zu Bildung. Diejenigen aber, denen die Möglichkeit dazu gegeben war, bekamen oft Einzelunterricht. Lehrbücher waren üblicherweise als Gespräche aufgebaut: Der Schüler stellte intelligente Fragen, die der Meister dann beantwortete. Mit dem Aufkommen von Universitäten wurden durch die steigenden Schülerzahlen Vorlesungen gängiger. Das Bild zeigt einen Mönch, der seinem Schüler den Text des Buches zeigt, über das sie gerade reden.