Handbuch der Sammlung Árni Magnússons (Stofnun Árna Magnússonar)
Rohmaterial: Haut von einem Kalb, einer Ziege oder einem Schaf. Ausreichend Wasser. Kalk.
Werkzeug: Ein gebogenes Messer. Ein Holzrahmen und Schnüre. Bimsstein.Vorgehen:
Die Häute einen Tag lang in Wasser einweichen. Sorgfältig waschen, um alles Blut und Unreinheiten zu entfernen. Die Häute dann acht Tage in ein Kalkbad legen. Die Häute müssen gut durchweicht sein, bevor sie in den Kalk gelegt werden, da dieser dann einfacher in das Gewebe einzieht.Nach acht Tagen sind die Häute ausreichend verrottet, um das Haar von ihnen abschaben zu können. Anschließend werden sie wieder für acht Tage in ein Kalkbad gelegt und dann mit reinem Wasser ausgewaschen und zwei Tage lang im Wasser liegen gelassen.
Statt eines Kalkbads kann man die Häute auch verrotten lassen, indem man sie jeweils mit der Fleischseite aufeinander legt und sie liegen lässt, bis sich das Haar löst. Noch eine weitere Methode besteht darin, die frisch abgezogene Haut mit der Fellseite nach unten einen Tag lang auf den Rücken einer Färse, d.h. einer jungen Kuh zu binden. Anschließend lösen sich die Haare, ohne dass die Haut zu verwesen beginnt.
Die Haut nun mit Bändern auf einen Holzrahmen spannen und mit einem scharfen Messer abschaben. Die Haut im Schatten trocknen, mit Bimsstein abreiben und gleichzeitig mit Wasser übergießen. Zum Schluss die Bänder im Rahmen anziehen, damit die Spannung in der Haut gleichmäßig bleibt. Wenn die Häute wieder getrocknet sind, behalten sie ihre Form und sind fertig.
Format und Größen
Danach gilt es zu entscheiden, wie groß das Buch werden soll. Für die größten Bücher, sogenannte Folio-Formate, wird pro Blatt eine ganze Haut verwendet. Wenn das Blatt einmal gefaltet wird und in der Falte auseinandergeschnitten wird, erhält man die Größe eines Quarto. Wenn das Blatt noch einmal gefaltet wird, ergibt sich ein sog. Octavo, und wenn man diese Größe ein weiteres Mal faltet, erhält man ein Duodecimo.
Material:
Federn von großen Vögeln, z.B. Schwänen, Gänsen (Weißwangengänsen/Nonnengänsen), Raben, Krähen oder Adlern. Besser Federn aus dem linken Flügel verwenden, denn diese liegen besser in der Hand (außer bei Linkshändern)Heißer Sand in einer Pfanne
Vorgehen:
Die Spitze des Federkiels abschneiden. Das Mark herausziehen und die Federn entfernen. Wenn der Federkiel fertig gekürzt ist, die Federn abtrennen, damit sie nicht unangenehm auf dem Gelenk des Zeigefingers liegen.
Es ist sinnvoll, den Federkiel zu härten, indem man ihn in feinen, in einer Pfanne erhitzten Sand steckt. Danach wird der Kiel mit einem scharfen Messer zurechtgeschnitten, was eine sehr mühsame Arbeit ist.
Zuerst schräg zur Federspitze schneiden, dann hoch in die Spitze und aufpassen, dass die Feder sich nicht spaltet. Konkav in die Kerbe hineinschneiden ungefähr bis zum halben Durchmesser der Feder. Jetzt zur Spitze hin einen Bogen schneiden, um ihm eine Stiftform zu geben.
Das gleiche auf der anderen Seite der Mittellinie. Wenn die Spitze unten zu konkav ist, so wenig wie möglich vom Kiel abschaben. Um die Spitze endgültig fertig zu stellen, muss man sie auf ein Brett legen und mit einem Messer ausdünnen, dann fast waagrecht zur Spitze schneiden.
Federkiele nutzen sich beim Schreiben ab, so dass die Schrift allmählich dicker wird, je mehr geschrieben wird. Dann muss der Kiel von neuem zugeschnitten werden.
Material:
Gute Schwärzelösung, die Schwärze und Echte Bärentraube enthält
Sechs etwa eine Spanne lange entlaubte ZweigeDie Tinte am Besten in einem eisernen Topf kochen
Vorgehen:
Die Schwärzelösung in einen Topf schütten und aufkochen lassen. Wenn die Flüssigkeit zu kochen beginnt, die Zweige hinzufügen. Alles zusammen eine Weile im geschlossenen Topf kochen lassen und dann die Zweige aus der Flüssigkeit nehmen.Die Flüssigkeit im gut verschlossenen Topf bei schwacher Hitze solange köcheln lassen (nicht überkochen lassen), bis die Schrift mit heißer Tinte deutlich ist. Schaum, der sich bildet, nicht abschöpfen, sondern mit einem Zweig wieder unterrühren.
Die Tinte wird bei richtigem Vorgehen schwarz, dick und glänzend.
Diese Methode zur Herstellung von Tinte ist wahrscheinlich schon alt, denn die Tinte, die dabei gewonnen wird, schmückt die meisten isländischen Handschriften aus dem Mittelalter.
FarbenMaterial:
Farbige Steine oder andere Farbstoffe, z.B. Kräuter.
Eigelb, Eiweiß oder Fischleim als Bindemittel. .Vorgehen:
Die Steine zu einem ziemlich feinen Pulver mahlen. Anschließend mit dem Bindemittel vermischen. Dann sind die Farben fertig.
Material:
Ungebundene Lagen eines Buches
Holzdeckel
Leinenschnüre
Holzkeile
Leinen- oder Lederriemen
Leder zum Bespannen der DeckelVorgehen:
Die Lagen mit den Leinenschnüren auf die Leinen- oder Lederriemen nähen, die an drei Stellen überkreuz auf den Buchrücken gelegt werden. Die Riemen dann als nächstes durch die Löcher in den Eichendeckeln führen und sie mit den Holzkeilen befestigen, indem diese in die Löcher gesteckt werden. Die Keile dann bündig mit dem Deckel absägen.
Der Buchrücken und die Deckel können, wenn genug Geld für das Material vorhanden ist, mit Leder bespannt werden. An den Ecken können Metallnieten angebracht und die Deckel mit Schließen versehen werden, um das Buch zu verschließen.
Üblicherweise werden Pergamentbücher in Holzdeckel eingebunden, die Lagen können aber auch direkt in einen Ledereinband gebunden werden. Dabei wird die gleiche Methode angewandt, nur dass die Riemen direkt auf den Ledereinband genäht werden.
Die „Kleinur” des Handschriftenkundlers*
Zutaten:
4 große Tassen Mehl
1 Tasse Zucker
125 g Butter
2 Eier
3 Teelöffel Backpulver
1dl Milch
KardamomZubereitung:
Den Teig gut kneten, so dünn ausrollen, dass er fast durchsichtig ist.
Die Größe der Kleinur orientiert sich eher an Kindern als an Riesen.*Kleinur (Sg. Kleina) sind ein isländisches Gebäck, das sich besonders durch den Kardamomgeschmack auszeichnet. Das Rezept stammt vom Handschriftenkundler Stefán Karlsson, der neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit auch lange als Kleinur-Bäcker tätig war. Das Rezept findet sich in einem Autograph von Stefán aus dem Jahre 1998, als er Direktor der Sammlung Árni Magnússons (Stofnun Árna Magnússonar) auf Island war. Es wird heute unter der Signatur LogS nr. 1 12mo im Besitz der Autorinnen dieser Webseite aufbewahrt.