| HOME | GESCHICHTE(N) | HANDSCHRIFTEN |
 
Home > Síða
 
Das Handwerk »
  Das Lesen von Handschriften »
  Die Schreiber »
  Buchmalerei »
  Stilrichtungen »
Die isländische Teiknibók »
  Marginalbilder »
Erhalt und Wert der Manuskripte »

Druckversion

Stilrichtungen

Wie wurde vorgegangen?
Nach dem Schreiben des Textes wurde das Buch illuminiert oder verziert, wenn dies verlangt wurde. In diesem Fall ließ der Schreiber entsprechend große Lücken, damit nachträglich Überschriften, Bildinitialen und Anfangsbuchstaben der Kapitel hinzugefügt werden konnten.

Dann schrieb manchmal der Schreiber selbst, manchmal ein spezieller Handschriftenilluminator die Überschriften und zeichnete und malte Buchstaben in die Lücken. Kapitelüberschriften wurden fast immer in roter Tinte geschrieben unabhängig davon, ob die Handschrift darüber hinaus verziert war. Sie begannen nicht unbedingt am Zeilenanfang, wie es heutzutage üblich ist, sondern entweder mitten im Text oder am Zeilenende und verliefen häufig über den hinteren Abschnitt zweier oder dreier darauf folgender Zeilen.

Smelltu á myndina til þess að sjá hana í fullri stærð
Smelltu á myndina til þess að sjá hana í fullri stærð
Stækkaðu myndina Stækkaðu myndina enn meira
Stækkaðu myndina Stækkaðu myndina enn meira

Unvollendetes Werk (Flateyjarbók GKS. 1005 fol.) aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Lücken für die Initiale und die Überschrift zeigen, wie gearbeitet wurde: erst wurde geschrieben, später illuminiert.

Hier hat der Illuminator sein Werk auf den Originalseiten der Flateyjarbók GKS 1005 fol. aus dem Ende des 14. Jahrhunderts vollendet und die Seite mit Initialbuchstaben und roter Überschrift verziert.


 

 

 

 

 

 

 

 


Stækkaðu myndina Stækkaðu myndina enn meira

Valþjófsstaður-Tür, die im Nationalmuseum Islands aufbewahrt wird (Nr. 11009).

 

 

Stilrichtungen der Buchmalerei
Im Norden, vor allem in Norwegen, war die Holzschnitzerei eine Volkskunst, die ihre Wurzeln noch im Heidentum hatte. Meisterhaft verband man keltische Elemente mit dem Urnesstil. Als der romanische Flechtwerkmuster-Stil, der Weinranken zum Vorbild hat, in der Mitte des 12. Jahrhunderts in den Norden kam, entstand eine neue Variante, die diese Kunsttraditionen in sich vereinte und über Jahrhunderte hinweg auf Island sowohl in Form von Schnitzerei als auch bei der Herstellung von Silberschmuck beliebt war. Vom gotischen Stil übernahmen die Isländer Blumenmuster, Eichenblätter und Rosen trotz ihres Konservatismus hinsichtlich der Verwendung romanischer Ziermuster.



Smelltu á myndina til þess að sjá hana í fullri stærð
Stækkaðu myndina Stækkaðu myndina enn meira

Bildinitiale im romanischen Stil in der Gesetzesbuch-Handschrift AM 132 4to vom Anfang des 15. Jahrhunderts.

Der romanische Stil
In der frühesten Zeit der isländischen Buchherstellung muss die romanische Tradition der Illumination in voller Blüte gestanden haben. Zumindest festigte sie sich dermaßen, dass sie seit damals in der isländischen Illumination des Mittelalters und bis weit über die Reformation hinaus vorherrschte. Die Grundformen des romanischen Stils sind kreisrunde Flächen, in deren Mitte sich Bilder mit festgelegtem Bildaufbau und einem Hauptbild im Zentrum befinden. Jeder Teil des Bildes zeigt eine statische Szene ist zugleich jedoch kunstvoll in den Bildkreis eingearbeitet. Ein möglicher Grund dafür, dass den isländischen Künstlern die Ringform und die Ruhe des romanischen Stils so geläufig waren und sie damit spielten, ihre Bildelemente auf eine ringförmige Bildfläche aufzureihen, kann die Ziertradition der Wikingerzeit sein, die sich unter anderem durch Schnitzereien und aufgemalte Ringe auf Schilden auszeichnete, die man zum Schmücken der Wohnstätten verwendete. Bei Schnitzereien war es schwieriger, Krümmungen und Kleidungsfalten hervorzubringen, wie diejenigen, die später den gotischen Stil auszeichneten.

 

 


Smelltu á myndina til þess að sjá hana í fullri stærð
Stækkaðu myndina Stækkaðu myndina enn meira

Bildinitiale im gotischen Stil in der reich verzierten Gesetzesbuch-Handschrift Svalbarðsbók AM 343 fol.

Der gotische Stil
Der gotische Stil hat seinen Ursprung in der Architektur, als Spitzbögen anstelle von Rundbögen verwendet wurden, welche für den romanischen Stil charakteristisch waren. In der Zierkunst, der Bildhauerei, der Schnitzerei, der Malerei und der Illustration lassen sich gotische Einflüsse daran erkennen, dass die Zeichnungen filigraner und weniger stilisiert sind. Es wurde mehr Wert auf Bewegung in den Bildern gelegt, d.h. die Falten in den Kleidern der Menschen wurden natürlicher, Körper stärker gebeugt dargestellt und es wurde viel Arbeit auf Details verwandt, wodurch die Bilder, auch von Tieren und Pflanzen, realistischer wirken. Aus dem gotischen Stil übernahmen die Isländer dann, auch wenn sie an den romanischen Zierkränzen festhielten, Blumenbilder, Eichenblätter und Rosen.

zu den ältesten Illuminationen in Handschriften
zur Vermischung von Stilen